Kino immer anders


Vor einem Jahr war ich das erste Mal an der Kurzfilmnacht und es war anders als ich mir das vorgestellt hatte. Meine Sorge war, dass ich einschlafen würde, denn das Programm zieht sich ja doch länger als ein normaler Spielfilm. Aber eben dies ist das Tolle daran: Es fühlt sich an wie eine Pyjama-Party, an der man Kurzfilme eine Nacht lang durchsuchtet. Einfach mit fremden Menschen und ohne Pyjama.

Es ist für jeden etwas dabei und man kriegt Querbeet die unterschiedlichsten Kurzfilmwerke zu sehen. Fast wie bei einem wine tasting, wo man sich am Schluss für keine Flasche entscheiden muss und total besoffen nach Hause läuft. Nun gut, es reicht mit Vergleichen. Kommen wir zum diesjährigen Programm:

Wie immer besteht das Programm aus vier Teilen, dazwischen gibt es Pinkelpause und die Möglichkeit schockierende oder besonders witzige Filme zu besprechen. Es wird französisch mit «C’est la vie», kleine Geschichten aus Frankreich und familiär mit «Family Ties». Ausserdem gibt’s aktuelles Schweizer Filmschaffen zu sehen im Block «Swiss Shorts» und dann wird es noch heiss mit «This Girl is on Fire».

Die folgenden Zeilen klingen möglicherweise nach nonsense, aber vielleicht machen sie euch auch an oder lassen die Neugierde in euch brennen.
Nur echte Connaisseurs wissen, worum es bei der neuen Nouvelle Vague geht. Ist das so? «Sabine» ist ein Kurzfilm, der durch seinen cleveren Humor besticht und noch länger im Hinterkopf bleibt.

Mit «Clumsy Litte Acts of Tenderness» habe ich selten einen Film gesehen, der so treffend beschrieben ist. Dies ist ein Short, bei dem man sich zusammen fremdschämen kann – oh yeah! Und auch gleich noch darauf anstossen, dass man seine erste Periode schon hinter sich hat. Oder gar nie kriegen wird. «Girls & Boys» ist so witzig, dass man den Film am liebsten noch ein zweites Mal sehen will. Mädchen und Jungs tauschen die Rollen, aber nicht so, wie man es sich vorstellen würde.

Diesen Film habe ich an den Internationalen Kurzfilmtagen in Winterthur gesehen und er war einfach nur zum Schiessen. Die Stimmung im Saal war unbeschreiblich. Und natürlich dürfen animierte Kunststücke nicht fehlen: «A Single Rose Can Be My Garden, a Single Friend My World» ist süss, traurig, amüsant, kurz und umfasst doch viele kleine Botschaften. Oh ja, und der Soundtrack ist auch klasse!

Den Rest müsst ihr euch schon selbst ansehen. Die Kurzfilmnacht findet noch in folgenden Städten statt: Basel, Uster, Zürich und Winterthur. Also, hopp, hopp, Tickets bestellen und sich freuen auf eine Pyjama-Party der anderen Art.

Victoria Gehriger


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