Kino immer anders


Grellrotes Licht und eine nackte Frau auf einem Hotelbett in Paris. Marcello sitzt reglos da und wartet. Das Klingeln des Telefons reisst ihn aus seinem gutbürgerlichen Leben und uns zurück ins Jahr 1945. Nach Rom gerufen, erhält Marcello den Auftrag seinen ehemaligen Lehrer und nun politischen Dissidenten umzubringen. Er verspürt jedoch keinen Hass, ist weder Fanatiker noch Faschist, sondern lediglich ein Auftragsmörder, der sich den Umständen angepasst hat. Die Suche nach einem normalen Leben in Zeiten des Aufruhrs ist nicht möglich – erst recht nicht, wenn man sich in die Frau des Opfers verliebt.

Il conformista arbeitet einerseits eine Zeit auf, die in Italien tiefe Spuren hinterliess. Wenn Rossellini im Neorealismus noch ein lebendiges Bild der Resistenza zu zeichnen vermochte, sind hier zeitgleich zu The Conversation oder Blow Up die von Paranoia gezeichneten 70er-Jahre eingekehrt. Andererseits feiert Bernardo Bertolucci in seinem ästhetischen Perfektionismus immer auch das Kino selbst. Es ist letztendlich nicht nur Ernüchterung, die dieser Film versprüht, sondern von der Farbgestaltung bis zur einzigartigen Kamera von Vittorio Storaro auch eine ungebrochene – heute leider eher selten gesehene – Leidenschaft für das Kino, der Bertolucci bis heute treu geblieben ist.

Marc Frei


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Il conformista arbeitet einerseits eine Zeit auf, die in Italien tiefe Spuren hinterliess. Wenn Rossellini im Neorealismus noch ein lebendiges Bild der Resistenza zu zeichnen vermochte, sind hier zeitgleich zu The Conversation oder Blow Up die von Paranoia gezeichneten 70er-Jahre eingekehrt. Andererseits feiert Bernardo Bertolucci in seinem ästhetischen Perfektionismus immer auch das Kino selbst. Es ist letztendlich nicht nur Ernüchterung, die dieser Film versprüht, sondern von der Farbgestaltung bis zur einzigartigen Kamera von Vittorio Storaro auch eine ungebrochene – heute leider eher selten gesehene – Leidenschaft für das Kino, der Bertolucci bis heute treu geblieben ist.

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