Kino immer anders

Times Are Changing

Filme erlauben uns rasante Reisen durch die Zeit oder sie können zeitbedingte Veränderungen auch ganz gezielt ins Zentrum des Geschehens rücken. Innerhalb weniger Minuten kann sich alles verändern. So begegnen wir in Sally Potters Epos Orlando, einem jungen Mann im 16. Jahrhundert, um ihn in der Gegenwart als selbstbewusste Frau wieder zu verlassen. Über 400 Jahre – was sich inzwischen verändert hat: die Welt. Times Are Changing. Aus Filmen, die einen zeitlichen Wandel sicht- und spürbar machen, hat die Filmstelle fürs Frühlingssemester 2017 die stärksten Werke ausgewählt. Veränderung soll nicht nur im Sinne von Entstehung und Entwicklung zum Thema werden, sondern ebenso bei umwälzenden Ereignissen zu einem bestimmten Zeitpunkt ans Licht kommen.

Mit dem wahrhaften Gangster-Klassiker Once Upon A Time In America brechen wir mit grossem Kino in den neuen Zyklus auf. Sergio Leones letztes Meisterwerk gilt als einer der legendärsten Filme über das organisierte Verbrechen im New York der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, das wir durch die Augen des heranwachsenden Noodles im Umbruch sehen.

Mit dem innovativen The Congress, einer Mischung aus Real- und Animationsfilm, blicken wir dann weit in eine Scheinwelt der dystopischen Zukunft. Die digitale Kopie der Schauspielerin Robin Wright wird hier gnadenlos vom gigantischen Hollywood Studio Miramount vermarktet – eine mögliche Zukunft von SchauspielerInnen in massentauglichen Megaproduktionen?

Scheinbar kleine Ereignisse tragen zu grossen Veränderungen bei: Sei es eine Mutter, die im feinfühlig inszenierten Nobody Knows des Japaners Hirokazu Kore-Eda von einem Tag auf den anderen ihre Kinder im Stich lässt oder ein alles zufrierender Sturm, der in Ang Lees The Ice Storm dem vermeintlich glücklichen Dasein einer Vorstadtfamilie ein jähes Ende setzt. Wie selbst zwischenmenschliche Beziehungen innerhalb der Familie die politische Einstellung eines ganzen Landes verändern können, veranschaulicht Michael Haneke im tiefgreifenden Film Das weisse Band.

Abschliessen möchten wir unseren Zyklus mit dem zu Beginn erwähnten Orlando und damit mit einem gerade durch Veränderung hervorgerufenen Gefühl der Befreiung.

Und ganz im Sinne der Veränderung freut es uns sehr, in diesem Semester ein feines Programm an Kurzfilmen zu präsentieren.

Stéphanie Meier, Programmationsleitung


Filme in diesem Zyklus