Kino immer anders


Ein einzigartiger Dokumentarfilm, The Act of Killing, folgt Anwar Congo, Teil eines Death Squad der Pancasila-Jugend und seinen Komplizen, denen im Umfang des Drehs Filmequipment zur Verfügung gestellt wurden. In einem verstörenden Gemisch aus Interviews und self-reenactments über die Kriegsverbrechen von Congos Gruppe. Die Gangster waren in den 1960ern beteiligt am organisierten Massenmord von hunderttausenden ethnischen Chinesen und Gewerkschaftsmitgliedern, die als Kommunisten beschuldigt wurden. In einem Versuch ihre Verbrechen als Heldentaten darzustellen, drehen und spielen sie einen Film über sich selbst. Der Gegensatz zwischen den schrecklichen Inszenierungen von Folter und Massenmord und den fälschlichen Rechtfertigungen, die sich die Gangster einbilden, führt zu einem erschreckenden Einblick in die Psyche dieser Täter.

Mit mehreren realistischen Folter- und Mordszenen ist The Act of Killing ein Film der nicht für alle Zuschauer geeignet ist, doch für diejenigen Zuschauer, die sich damit trotzdem abfinden, bietet er sehr viel. Einerseits scheint The Act of Killing ein Licht auf die Geschichte der Massaker, welche die Pancasila-Jugend begangen hat und welche in Westblock-Ländern nur begränzt bekannt sind. Äusserdem lässt sich die Erfahrung nicht untertreiben, diesen Monstern zu zusehen, wie ihr Grössenwahn und ihr fälschliches Selbstbild direkt mit ihren Taten konfrontiert wird und in 1000 Stücke zerbricht.

Nicolas Pommerell


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