Im mittelalterlichen Japan, während einer Zeit des Bürgerkriegs, wird die Leiche eines brutal ermordeten Samurai in den Tiefen des Waldes gefunden. In einer komplexen, vielschichtigen Erzählung präsentiert Akira Kurosawa vier Versionen der Ereignisse im Verlauf eines Prozesses: die Aussage eines Banditen, die der Frau des Opfers, die des verstorbenen Samurai selbst und die Version des Holzfällers, der die leblose Leiche fand. Im Laufe des Films weichen die Versionen jedoch voneinander ab und stimmen nie überein. Rückblenden, drei Orte und vier Versionen – alle sind unterschiedlich, aber alle glaubwürdig.
Wie können wir wissen, wer die Wahrheit kennt, und warum lügen sie darüber? Neben einer innovativen Montage und der Prägung eines Begriffs für unterschiedliche Perspektiven auf dasselbe Ereignis öffnete Akira Kurosawas Werk dem Publikum die Augen für das nicht-westliche Kino. Rashomon, ein virtuoser und bahnbrechender Film, hinterfragt die Natur der Wahrheit und den Begriff der Subjektivität, die Bedeutung von Gerechtigkeit und die Rolle von Lügen in der Gesellschaft.
Aurore Galy