Kino immer anders


Der orthodoxe Wandermönch und Freskenmaler Andrei Rublev bereist das mittelalterliche Russland, um den Menschen durch sein Schaffen Hoffnung zu schenken und die Barmherzigkeit Gottes näher zu bringen. Die Gewalt und Grausamkeit, der er auf seinem Pfad begegnet, lassen ihn jedoch zunehmend an der Bedeutung dieser Mission zweifeln. Von der Aussenwelt desillusioniert zieht er sich in ein Kloster zurück, bis ihm die schicksalshafte Begegnung mit einem jungen Künstler zu neuer Inspiration verhilft.

 

Mehr als vier Jahre arbeitete Andrei Tarkowski an seinem Wunschprojekt: einem Historienepos über den in Russland verehrten Maler Rublev. Tarkowskis akribisch recherchierte Rekonstruktion des 15. Jahrhunderts stiess mit ihrer christlichen Weltanschauung und impliziten Kritik an der totalitären Unterdrückung von Kunst bei der sowjetischen Zensurbehörde auf Ablehnung. Nach einer einzigen Aufführung 1966 in Moskau wurde der Film verboten und durfte erst 1971 wieder gezeigt werden. Heute gilt Andrei Rublev zurecht als eines der bedeutendsten Werke der Kinogeschichte. Ein visuell atemberaubendes Künstlerporträt, dessen humanistisches Plädoyer für Nächstenliebe nichts von seiner Relevanz eingebüsst hat.

Mischa Haberthür


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