Berlin in den 1980er-Jahren: Eine Gruppe amerikanischer Künstlerinnen und Kabarett-Performerinnen teilt sich eine Wohnung im Herzen der deutschen Hauptstadt. Unter ihnen: Lila, eine Southern Belle und angehende Hollywood-Diva; Gary, ein Okkultist, der in seinem Schlafzimmer Sextherapiesitzungen veranstaltet; Tara, eine selbsternannte Transvestitin, die ständig neue Jungs mit nach Hause bringt; Joaquin, eine Drag Queen, die überzeugt ist, weltweit berühmt zu sein; Judith, eine jüdische Akrobatin, die sich im Nachkriegsdeutschland in der Datingwelt zurechtfinden will; und ihr Bühnenpartner Tron, der von sich sagt, er sei „nicht schwul, hetero, bi oder tri-sexuell“, sondern „einfach sexuell“. Alle arbeiten nebenbei im „Hamburger Königin“, einem Diner, das der legendären, inzwischen aber in die Jahre gekommenen schwarzen Drag Queen Angie Stardust gehört.Teils Komödie, teils Musical, teils Docufiction – City of Lost Souls taucht ein in das Leben dieser schillernden Truppe, während sie sich durch die queere Punk-Szene des Berlins der 80er bewegt.
Dieser Film ist eines der verrücktesten und unterhaltsamsten Werke von Regisseurin Rosa von Praunheim. Als einflussreiche Figur der queeren Bewegung schuf sie mit City of Lost Souls einen Film, der seiner Zeit weit voraus war. Ganze sieben Jahre vor der legendären Doku Paris Is Burning erschienen, war dieser Film bahnbrechend in seiner Auseinandersetzung mit Trans-Erfahrungen und Geschlechtsidentität – Themen, die auch heute noch hochaktuell sind. Obwohl er bei seiner Veröffentlichung nur verhalten aufgenommen wurde, hat er längst Kultstatus erreicht und gilt heute als wichtiges Zeitdokument der Berliner Queer-Kultur jener Ära. Revolutionär für seine Zeit und hemmungslos camp: City of Lost Souls ist eine wilde, explosive und zutiefst lebensfrohe Fahrt, die man so schnell nicht vergessen wird.
Deniz Imir