Kino immer anders


Kinder machen: ein so aufgeladenes Thema und eigentlich die einfachste Sache der Welt – aber eben nicht für alle. Unzählige Menschen sind deshalb beruflich damit beschäftigt, kinderlosen Paaren ihren dringenden Kinderwunsch zu erfüllen – oder wie der selbstsichere Arzt sagt: „Keine Sorge, wir kriegen Sie schon schwanger.“

„Kinder machen“ ist auch der Titel der Dokumentation von Barbara Burger, welche es sich zur Aufgabe macht, in die Welt der Reproduktionsmedizin einzuführen und den Blick durchs Mikroskop zu ermöglichen. Der Film verfolgt nämlich nicht die Geschichte von Paaren, die unter ungewollter Kinderlosigkeit leiden, sondern verleiht der anderen Seite eine Stimme: den Reproduktionsmedizinerinnen und -medizinern, den Embryologinnen und Embryologen, den Laborantinnen und Laboranten und nicht zuletzt der Fortpflanzungsindustrie.

Was dabei entsteht, ist weder ein schonungsloses Urteil über Menschen, die von einem universellen Recht auf Kinder ausgehen, noch ein Lobgesang auf die Technik. Barbara Burger erhebt nie den mahnenden Finger, dennoch bleibt aber die Reproduktionsmedizin in jeder Minute des Films ein hoch politisches Thema. Es sind nämlich die Protagonisten selbst, die uns immer wieder an ihren eigenen ethischen Überlegungen teilhaben lassen und uns die komplexen sozialen, wissenschaftlichen und marktwirtschaftlichen Folgen eines unerfüllten Kinderwunsches aufzeigen und kommentieren.

Mit einer Mischung aus Interviews und Filmsequenzen aus der Arztpraxis, der Forschung und der Politik gelingt Barbara Burger schliesslich eine unendlich vielschichtige und ästhetische Milieustudie der Reproduktionsmedizin. Und während man beim Zuschauen zwischen Entsetzen, Faszination, Belustigung und Rührung schwankt, wird Eines auf jeden Fall klar: Kinder zu machen ist keineswegs so einfach, wie man meinen könnte.

Cécile Hauser

 


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