Kino immer anders


It takes a nation of millions to hold us back

Vor der Küste von Carolina werden wir Zeugen des 1803 Igbo Landing Massensuizides, in welchem sich Sklaven gegen die Unterdrückung durch weisse Amerikaner wehrten, indem sie sich umbrachten.
Irgendwann in der nahen Zukunft, Schwarze Menschen sind gezwungen in einem massiven Ghetto, dem “Terrordome”, zu leben. Gewalt, Korruption und Armut diktieren den Alltag. Inmitten dieses Slums lernen wir Spike, und seine schwangere, weisse Freundin Jodie kennen. Als ihr Ex­freund sich versucht an ihm zu rächen stirbt Spike’s 11-jähriger Cousin. Die Anspannung zwischen den Unterdrückten und den Unterdrückern explodiert.

Der Film, der sich auf einen Song von Public Enemy bezieht, war ein historisches Ereignis, da er als erster britischer Kinofilm gilt, der von einer Schwarzen Frau gedreht wurde. Onwurah erschafft eine trostlose afrofuturistische Welt, in welcher Mord und Armut zur Tagesordnung gehören. Sie integriert Hip-Hop Kultur und schafft so einen Flow, den man so noch nie gesehen hat. Onwurah schreckt aber auch nicht davor zurück, einen offenkundig politischen Film abzuliefern, indem sie Polizeibrutalität, Rassismus und systematische Ungleichheit kritisiert, während sie sich auch auf das Thema Mutterschaft konzentriert. Man spürt ihre Wut und Frustration in jeder Einstellung, von der mystischen Nacherzählung der nun bestätigten Legende zu Beginn bis zum letzten Bild. Ein kraftvoller, politischer, wütender und leider auch zeitloser Film.

Jérôme Bewersdorf


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