Kino immer anders


Hollywood-Star Johnny Marco führt ein Leben auf der Überholspur. Sein Alltag besteht neben Presseterminen und Fotoshootings vor allem aus wilden Parties, Alkohol und leicht bekleideten Frauen. Ein solcher Lebenswandel erlaubt nur wenig Zeit für die 11-jährige Cleo, seine Tochter aus gescheiterter Ehe. Doch als seine Ex-Frau für unbestimmte Zeit verreist, muss Johnny für einige Wochen auf Cleo aufpassen und nähert sich dem selbstständigen und intelligenten Mädchen langsam an.

Der Fokus von Somewhere liegt neben der Vater-Tochter-Beziehung auf dem Eintauchen der bescheidenen Cleo in die oberflächliche Scheinwelt Hollywoods. Die Darstellung dieser Glamourwelt ist bis ins Detail wunderbar gelungen. Die zelebrierte Oberflächlichkeit innerhalb des überwältigenden Protzes, die in der verrückten Reise nach Mailand zu einer italienischen Awardshow gipfelt, wirkt völlig grotesk und ist zugleich herrlich amüsant, nicht zuletzt dank clever platzierter Seitenhiebe.

Auch die Bilder wissen zu gefallen und überzeugen durch eine sehr ruhige Inszenierung. Die Kamera bleibt immer beobachtend und zurückhaltend. Kenner von Sophia Coppolas Werk fühlen hierbei, im positiven Sinn, unweigerlich an Lost in Translation erinnert. Die konsequente Darstellung dieser abgehobenen Gesellschaftssphäre nagt allerdings ab und an an den Nerven des Zuschauers und ist gleichzeitig die grösste Schwäche des Films. Die Figuren verbleiben nämlich ebenfalls sehr oberflächlich, menschliche Emotionen haben einen sehr schweren Stand. Passenderweise wird Cleos Gefühlsausbruch sofort vom scheinbar unantastbaren Johnny sofort im Ansatz erstickt. Als er schliesslich doch noch zur Selbsterkenntnis gelangt und seinen nutzlosen Lifestyle in Frage stellt, wirkt dies ein wenig aufgesetzt und eher wie ein halbgarer Versuch, dem Film doch noch etwas mehr Tiefe zu verleihen. Was bleibt ist ein sehr unterhaltsamer und clever inszenierter Einblick in die Welt der Stars und Sternchen, der letztlich jedoch an seiner eigenen Oberflächlichkeit zu scheitern droht und deshalb nicht an die Qualität von Lost in Translation oder The Virgin Suicides anzuknüpfen vermag.

Florian Schmitz


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