Dokumentarfilme mit dem Ziel, spirituellen, oftmals gemeinhin als esoterisch bezeichneten Phänomenen auf den Grund zu gehen, scheinen im Moment Hochkonjunktur in den Schweizer Kinos zu haben. Nach Guru, Baghwan his secretary and his bodyguard und David wants to fly beleuchtet Am Anfang war das Licht ein kontroverses Thema: Das Phänomen der „Lichtnahrung“ – auch „Prana“ genannt.
Schon seit Jahrtausenden gibt es auf der ganzen Welt Menschen, die auf Nahrung im herkömmlichen Sinne und sogar auf Wasser scheinbar gänzlich verzichten können. Ihre Energie beziehen sie lediglich aus dem Sonnenlicht, Monate, Jahre oder gar Jahrzehnte lang. Scharlatanerie oder ein Phänomen, das den Horizont unseres von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen geprägten Weltbilds übersteigt? Der Regisseur Straubinger, der sich ehemals selbst als Skeptiker und Agnostiker bezeichnete, hat sich auf Grund einer persönlichen Begegnung mit einem „Lichtesser“ auf eine Spurensuche begeben. In seinem daraus entstandenen, provokativen Film beleuchtet er die Thematik aus verschiedenen Perspektiven und lässt sowohl Praktizierende selbst als auch Ärzte, Ernährungsexperten und Quantenphysiker in zahlreichen Interviews zu Wort kommen. Die Laborberichte eines Experiments, die an einem 80-jährigen indischen Yogi durchgeführt wurden, der behauptet sich seit seinem 7. Lebensjahr ausschliesslich von „Prana“ zu ernähren, bringen selbst überzeugte Materialisten ins Wanken und erschüttern damit ihr gesamtes Weltbild. Der geforderte, wissenschaftliche Beweis dafür, dass Menschen theoretisch wie Pflanzen rein von Licht leben könnten, fehlt jedoch. Selbst wenn manche Quantenphysiker konstatieren müssen, dass ohne den Impuls des „Geistes“ oder das „Bewusstseins“ ihr ganzes physikalisches System nicht erklärbar ist, so lässt sich das Phänomen „Lichtnahrung“ nicht erklären und bei weitem nicht zu Ende denken. Es bleibt einem nichts anderes übrig als zu spekulieren. Doch der Film regt zum Denken an und lässt einen unsere festverankerten Denkmodelle zumindest hinterfragen. Somit ist es dem Regisseur durchaus gelungen, zu provozieren. Daran, dass er sich dabei in kurzen Sequenzen selbst in Szene setzt, kränkelt der Film ein wenig. Dennoch ist Am Anfang war das Licht ein sehenswerter Film für Leute, die kritisch, skeptisch aber auch offen dafür sind, dass es Dinge gibt, auf die sich so schnell keine Antworten finden lassen.
Anja Schulthess