Kino immer anders


Die erste Szene von Calvary spielt in einem Beichtstuhl: Ein mysteriöser Fremder eröffnet James, dem Priester einer kleinen Stadt einer irischen Küstenregion, dass er ihn in einer Woche, am nächsten Sonntag, töten wird. Ab da beginnt für James ein tägliches Suchen nach dem Täter, aber auch nach dem Sinn seines Lebens.

Was wie ein Mistery-Film beginnt, ist vielmehr eine rabenschwarze Independent-Komödie. Grosse Überraschungen bietet diese Geschichte nicht: Sie ist linear und hat keine grossen Knalleffekte. Vater James wird am Sonntag getötet, wie er am Anfang bedroht worden war und auch die Entdeckung, wer der Täter ist, ist nicht besonders erstaunend.

Dem Regisseur gelingt es trotzdem, der Geschichte eine unterhaltende Gestaltung zu geben. Insbesondere wird das durch die interessante Struktur des Films bewirkt, die als Countdown Tag für Tag dem Priester folgt. Und auch James selbst ist eine wunderbare Charakterfigur: Tatsächlich sind es die Entwicklung seines Charakters und die Enthüllungen über sein Leben, die den Film interessant machen.

Der zweite Film von John Michael McDonagh ist somit insgesamt eine sehenswerte Charakterstudie und ein guter Film. Abgesehen vielleicht von der CSI-mässigen Schlussszene, in der Vater James getötet wird. Blutspritzer im Zeitlupentempo hätten nicht sein müssen.

Martina Viviani


Weitere Filmkritiken