Kino immer anders


Der 40-jährige Vater Xavier Rousseau (Romain Duris) findet sein Leben äusserst kompliziert. Nachdem seine Frau sich von ihm trennt und beschliesst, mit beiden Kindern nach New York auszuwandern, wendet auch er Paris seinen Rücken zu und macht sich auf, im Big Apple in der Nähe seiner Kinder eine neue Existenz aufzubauen. Xavier und Lebenskomplikationen könnten Freunden des französischen Kinos und ehemaligen Erasmusstudenten bekannt vorkommen. Aus gutem Grund, denn vor seinem Umzug nach New York wagte er sich vor 11 Jahren im gefeierten Kultfilm L’Auberge Espagnole im Studentenaustausch in Barcelona erstmals in neue Kulturen vor. Einige Jahre später setzte er sich in Les Poupées Russes in London, Paris und St. Petersburg mit den Mühseligkeiten der Arbeits- und Frauenwelt auseinander.

Mit Casse-Tête Chinois kehrt Regisseur Cédric Klapisch an den Ort seiner Filmausbildung zurück und schliesst gleichzeitig die Trilogie von Xaviers menschlichem Reifeprozesses. Aus den vielversprechenden Jungtalenten Romain Duris, Audrey Tautou, Cécile de France und Kelly Reilly sind mittlerweile arrivierte und dekorierte Schauspieler geworden; auch der Film zeigt sich von einer erwachseneren Seite als seine Vorgänger. Den Träumen und Wünschen ist die Realität gewichen, statt Techtelmechtel mit Sternchen muss sich Xavier nun um seine Kinder kümmern. Allerdings hätte der filmische Reifeprozess noch etwas weitergehen dürfen. Denn Casse-Tête Chinois ist im Geist immer noch klar mit seinen Vorgängern verwandt. Folglich erfreut der Film wieder mit visuellen Spielereien, gutem Soundtrack und viel Wortwitz, wirkt aber manchmal ein wenig zu simplistisch für seine komplexere, differenzierte Thematik. Dank dem immer noch frischen Charme, seiner Lebensfreude und dem heimlichen Hauptdarsteller, der Schauplatz New York City, sind Xaviers neuerliche Erlebnisse dennoch absolut sehenswert. Ganz besonders für Fans der Vorgänger, die darüber hinaus die vielen grossen und kleinen Anspielungen auf die Vorgänger schätzen werden. Alles in allem gelang Klapisch zwar kein Meilenstein, aber ein sehr unterhaltsamer und würdiger Abschluss seiner Trilogie.

Florian Schmitz


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