Kino immer anders


Die aus Osteuropa in die USA der 1960er Jahre eingewanderte Selma leidet an einer Krankheit, die ihr das Augenlicht bald vollends nehmen wird. Aber Selma muss allein für ihren Sohn sorgen und mogelt sich deshalb durch Augentests, schiebt Nachtschichten und bemüht sich mit allen Kräften darum, genug Geld zur Seite zu legen. Sie möchte die Augenoperation bezahlen, die ihren Jungen vor dem gleichen Schicksal bewahren würde. Mit ihrer Liebenswürdigkeit und grenzenlosen Naivität erobert Selma die Herzen ihrer Vermieter und Arbeitskollegen dabei im Sturm. Selbst der Direktor des Laienmusicals, bei dem sie um jeden Preis mitmachen möchte, lässt sich durch ihren kindlichen Charme erweichen und gibt dem ungelenken Mädchen mit Maulwurfgesicht die Hauptrolle.

Das Geld für die OP ist fast beisammen, als in Selmas Musicaltraumwelt von tanzenden Fabrikarbeitern jäh dramatische Töne aufkommen: Ihr Vermieter und Vertrauter, der nette Polizist, nutzt die Gutgläubigkeit seiner Mieterin aus und stiehlt der hilflosen Blinden ihr Erspartes. Die Tragödie nimmt dank Selmas Unbeirrtheit ihren Lauf. Selma wird dabei von der isländischen Sängerin Björk nicht gespielt sondern gelebt – am Ende bleiben längst nicht nur Selmas lebensfreudige Tanzszenen (die Musik stammt übrigens auch von Björk) im Gedächtnis. Lars von Trier ist mit Dancer in the Dark ein Drama gelungen, das man so schnell nicht vergisst.

Cécile Hauser


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