Delphine Dayrieux (Emmanuelle Seiger) hat gerade ihren neuen Roman veröffentlicht. Die Bestsellerautorin zieht so einige Bewunderer an. Elle (Eva Green) vergöttert Delphine geradezu und bittet sie inbrünstig ihr Buch zu signieren. Delphine ist jedoch total erschöpft vom ganzen Trubel über ihr Buch und ihre Person, sodass sie einfach nur noch ihre Ruhe haben will. Zufällig treffen sich die beiden Frauen wieder auf einer kleinen Feier zu Ehren von Delphine. Als diese sich gerade davon schleichen will, kommen die beiden ins Gespräch und finden sofort den Draht zueinander.
Nach und nach lernen sie sich besser kennen und Delphine entdeckt an Elle immer mehr Gemeinsamkeiten. Elle hat das Schreiben ebenfalls zu ihrem Beruf gemacht, schreibt jedoch für andere Personen. Meist sind dies Berühmtheiten und Delphine staunt nicht schlecht über die illustre Kundschaft die Elle ihr Eigen nennt. Allgemein überzeugt Elle mit ihrer Professionalität und Perfektion. Für Delphine, welche zurzeit Mühe hat auch nur ein Wort zu Papier zu bringen, scheint Elle‘s Produktivität fast schon beneidenswert. Delphine schleppt sich jeden Tag vor den Laptop und bringt doch nichts „zu Papier“, irgendwie fehlt ihr die Inspiration.
In ihrem letzten Buch, schrieb sie vom Freitod ihrer Mutter, jetzt möchte sie etwas Fiktives schreiben. Elle rät ihr aber sich vom wahren Leben inspirieren zu lassen und ihre „versteckte“ Geschichte zu schreiben. Dann gehen Delphine‘s Notizbücher verloren, die ihr als Vorlage für ihr nächstes Buch dienen sollten und sie bekommt anonyme Drohbriefe wegen dem Buch über ihre Mutter. Sie gerät was ihre Arbeit anbelangt immer mehr unter Druck und fühlt sich bald blockiert. Elle tritt gleichzeitig immer mehr in ihr Leben ein, sie wohnt bei ihr und erledigt bald auch Aufgaben für sie.
D’après une histoire vraie ist eine Romanverfilmung, wie auch die beiden letzten Filme von Roman Polanski Carnage (2011) und La Vénus à la fourrure (2013) es waren. Doch die drei Filme haben noch andere Gemeinsamkeiten; alle drei eint ein beklemmendes Kammerspiel. Die Kamera fokussiert auf die Beziehungen, bleibt hartnäckig, so dass es nicht nur vor der Kamera immer spannungsgeladener wird.
In all diesen Filmen wird die anfänglich verheissungsvolle Nähe immer unheilvoller und die Protagonisten werden immer mehr in die Enge getrieben. Die Wechselwirkung der Emotionen, die sich aus solchen klaustrophoben Situationen ergeben, wird auf die Spitze getrieben. Die Psychologie der Charaktere wirkt so ausgearbeitet, dass die Beweggründe für die gegenseitigen Verstrickungen plausibel und die sich entladenden Emotionen nicht aufgesetzt, sondern einem plausibel erscheinen. Bewunderung wird zur Bedrohung, der Wunsch nach Nähe und Verständnis führt zu Abhängigkeit und dem Verlust von Identität.
Wie auch in La Vénus à la fourrure, werden in D’après une histoire vraie allmählich die Rollen getauscht, die Identitäten verschwimmen und lösen sich auf. In D’après une histoire vraie spielt Roman Polanski eindrucksvoll mit Fiktion und Realität. Die Ebenen lösen sich auf und gehen ineinander über, so dass der Zuschauer zunehmend in die Irre geführt wird. Dazu kommt noch die Komponente, dass der Film im Genre Psychothriller angesiedelt ist, was die Spannung insgesamt noch verstärkt. Trotz der vielen Spannung und Emotionen hat es mir aber insgesamt an einer guten und stimmigen Story gefehlt. Auch die Dialoge überzeugten mich zu wenig.
Franziska Merz