Kino immer anders


Der tamilische Asylbewerber Maravan (Hamza Jeetooa) arbeitet als Küchenhilfe in einem Zürcher Luxusrestaurant. Sein eigentliches Talent beweist er aber in seiner Freizeit: Er kann aus traditionellen ayurvedischen Gerichten – aufgepeppt mit molekularkulinarischen Gimmicks – aphrodisierende Menus zubereiten, denen keiner widerstehen kann. Nicht einmal die eigentlich lesbische Andrea (Jessica Schwarz), die Maravan dazu motiviert, einen Catering-Service zu eröffnen. Mit ihrem Business wollen sie Ehepaaren helfen, neues Feuer in ihren eingerosteten Beziehungen zu entfachen. Doch bei diesen Diners wird Maravan Zeuge von allerhand wenig koscherem Verhalten. Denn bald kocht er auch für Geschäftsmänner mit ihren diabolischen Machenschaften; so auch für Dalmann (Hanspeter Müller-Drossaart), der in einen Waffendeal in Maravans Heimatland Sri Lanka verwickelt ist.

Der Koch will so vieles sein: Romanze, Politthriller oder Kochsendung – fast im Minutentakt ändert der Film die Richtung. Der Drehbuchautorin Ruth Toma ist es nicht gelungen, den Plot von unnötigem Ballast zu befreien, sondern belässt das kunterbunte Themen-Potpourri der Romanvorlage, die selber schon ziemlich überladen daherkam. Kein Wunder wird bei allen Themen nur ein wenig an der Oberfläche gekratzt. Der englische Newcomer Hamza Jeetooa überzeugt leider auch nur wenig in seiner ersten Hauptrolle. Seine Performance lässt grösstenteils kalt, was zum Teil auch der schrecklichen deutschen Nachsynchronisierung geschuldet ist. Und Hanspeter Müller-Drossaart spielt seinen schmierigen Paradeplatz-Banker zwar routiniert, kann aber der eindimensionalen Figur auch nicht mehr Profil verleihen. Einzig Jessica Schwarz überzeugt als Maravans Geschäftspartnerin, mal verführerisch sexy, mal sanft und verletzlich.

Die Szenen in der Küche bieten einige faszinierende Bildsequenzen von Lebensmitteln, die zerschnitten, verquirlt oder frittiert werden und lassen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ansonsten bietet die Inszenierung von Ralf Huettner wenig erinnerungswürdige Momente. Schade, denn das Kernthema der Erotik des Kochens hat durchaus schon prickelnde Werke hervorgebracht. Doch Der Koch ruft alle abgedroschenen kulinarischen Metaphern auf den Plan: Ein fades Süppchen. Ein kalter Kaffee. Ein verdorbener Brei.

Claudio Fuchs


Weitere Filmkritiken