Kino immer anders


Es war für Ernst Liebe auf den ersten Blick, als er Röbi als Transvestit im Neumarkt im Zürich der 50er Jahre auftreten sieht. Schon bald beginnen die beiden eine – für die Zeit unkonventionelle – Liebesbeziehung und werden aktive Mitglieder der Schwulenorganisation DER KREIS. Im KREIS kann jeder so sein wie er möchte, aber in der Öffentlichkeit muss man sich in Acht nehmen. Ernst, der Schüchterne, aus einer wohlhabenden Familie, ist Lehrer an einer Mädchenschule und versucht, seine Position nicht zu gefährden. Röbi liebt seine Auftritte und möchte nicht darauf verzichten. Die Lage wird brenzlig, als die Polizei nach mehreren Morden im Stricher-Milieu eine Registrationsliste einführt und die Tanzveranstaltungen verbietet; der KREIS muss eine Entscheidung treffen. Doch Nichts und Niemand kann Ernst und Röbi trennen – bis heute nicht.

Der Film von Stefan Haupt (Autor und Regisseur) erzählt eine wahre Geschichte über Liebe, Glück und Mut eines schwulen Paares und die Organisation DER KREIS. Ernst Ostertag und Röbi Rapp selbst sind Teil des Filmes, hatten über die sieben Jahre Produktion Mitspracherecht und erzählen im Film offen über ihre Leben. Der Wechsel zwischen damals und heute ist gut gelungen. Die Schauspieler, die Röbi und Ernst in ihren jungen Jahren spielen, sind gut gewählt, wenn auch der schüchterne Ernst von damals heute derjenige ist, der gesprächiger ist als Röbi. Nicht nur damals, sondern auch heute ist in vielen Teilen der Erde Homosexualität noch immer nicht akzeptiert und es wird für die Gleichberechtigung gekämpft – „Ein Kampf, der noch längst nicht zu Ende ist“ (Stefan Haupt, Regie).

Livia Kott


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