Kino immer anders


Mira aus Bern macht sich in Kurdistan auf die Suche nach ihrem totgeglaubten Vater. Sie hat per Zufall, als sie einen Vogel aus dem Estrich ihrer Mutter rettet, Briefe ihres Vaters kurdischer Herkunft gefunden und realisiert, dass sie von ihrer Mutter ihr Leben lang angelogen wurde. Ihr Vater ist nach seiner Rückkehr nach Kurdistan dort nicht gestorben, sondern er lebt noch. Auf ihrer Suche im fremden Land wird sie von Ramo angesprochen und schliesslich begleitet. Die zwei begeben sich auf einen Road Trip und klappern die Adressen aus den Briefen nach Miras Vater ab. Dabei kommen sie sich näher und entwickeln Gefühle für einander. Was Mila viel zu spät realisiert: Ramo hat ein ganz eigenes Interesse daran, ihren Vater ausfindig zu machen.

In Die Schwalbe wird eine an sich interessante und spannende Story holprig und sprunghaft erzählt. Man hat als Zuschauer Mühe zu verstehen, wieso die beiden jetzt gerade da landen, wo sie sind. Wieso geht Mira dorthin oder da hin? Was sind die Beweggründe, dass gerade diese oder jene Person befragt wird? Ich verlor am Anfang immer wieder den Faden. Erst gegen den Schluss hatte ich verstanden oder mitbekommen, dass sie anhand der Adressen auf den Briefen nach dem Vater suchen. Vielleicht war ich einfach zu unaufmerksam? Doch da ist noch etwas anderes was mich störte und irritierte. Mir fehlten, bei so viel emotionalem Potential, eindeutig die Gefühle und die Glaubwürdigkeit. Da ist eine 28-jährige Frau auf der Suche nach ihrem Vater, der für tot erklärt wurde, wird von einem zwielichtigen Typen begleitet, vertraut diesem blindlings und wird von ihm hinters Licht geführt, doch die ganze Zeit bleibt Mira erstaunlich unberührt. Sie wirkt unglaublich naiv für ihr Alter und emotional abgestumpft. Die verschiedenen Gefühlslagen, die eine solche Geschichte transportieren sollte, wie Angst, Freude, Wut und Misstrauen, kommen in diesem Film einfach zu wenig zum tragen. Das bezieht sich nicht nur auf die Schauspieler, sondern auch auf die Stimmung im Allgemeinen, erzeugt durch Musik, Geräusche und Kadrierung. Sehr viele Einstellungen sind Nah-, Halbnah- oder Detailaufnahmen, was ein emotionales Empfinden noch steigern könnte, aber es nicht tut. Und für ein Roadmovie, erzeugen diese Grossaufnahmen eher eine klaustrophobisch anmutende Stimmung, statt dem gewohnten Gefühl von Weite.

Ich bin während des Films oftmals ins Grübeln gekommen, einfach weil ich Beweggründe oder Reaktionen nicht wirklich verstanden habe. Mir fehlten die Logik, der Fluss in der Erzählung und vor allem die der jeweiligen Situation angepasste Stimmung oder Emotion. Die Person Mira wurde zwar von Manon Pfrunder gut gespielt, aber ihre Psychologie schien mir zu wenig ausgefeilt. Es gab eine spannende Story, schöne Bilder, an sich gute Schauspieler, aber das reichte mir als Zuschauer nicht. Unterhaltung oder mitreissendes Erzählen sieht für mich auf jeden Fall anders aus.

Franziska Merz


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