Kino immer anders


Der kleine Waise Hugo Cabret lebt im Pariser Bahnhof Montparnasse und versucht einen aufziehbaren Roboter zu reparieren, der sein Vater hinterlassen hat. Doch ein grantiger alter Spielzeugladenbetreiber namens George kommt ihm dabei in die Quere, als er Hugo sein Notizbuch wegnimmt. Zusammen mit dessen Grossnichte Isabelle begibt sich Hugo auf ein Abenteuer, um das Mysterium um den Roboter doch noch zu lösen, nichtsahnend, in welche traumhafte Welten sie dabei vorstossen.

Martin Scorsese ist ein Filmliebhaber, das merkt man Hugo an allen Ecken und Enden an und unterscheidet das Werk sehr positiv von vielen familientauglichen Adventurefilmen. Hugo ist eine Liebeserklärung an das Kino und eine Hommage an die Anfänge des Films in Frankreich. Visuell ist der Film eine wahre Pracht und die Atmosphäre im Bahnhof scheint den Geist vom Paris der 1930er Jahre perfekt zu atmen – bis zum ersten Mal gesprochen wird. Das Thema und die Stimmung wollen sich einfach nicht mit englischen Dialogen anfreunden, die Sprache wirkt den ganzen Film über wie ein Fremdkörper innerhalb der Welt.

Scorseses Anliegen, einem grösseren Publikum diese wundersame und entscheidende Zeit für das Medium Film näherzubringen, ist absolut ehrenvoll. Aber seine amerikanische Perspektive, die den Film ab und zu durchdringt, offenbart einige Schwächen. Trotz allem ist Hugo ein schöner Film geworden, was nicht zuletzt am starken Supporting Cast um Schauspielveteranen wie Ben Kingsley, Christopher Lee, Sacha Baron Cohen, Richard Griffiths und Emily Mortimer, dem guten Einsatz von 3D und der wunderbaren Verneigung vor George Méliès‘ Werk liegt. Wie damals bei Le Voyage dans la lune versucht Scorsese seine Zuschauer zum Träumen zu bringen, und über weite Strecken gelingt ihm das ausgezeichnet.

Florian Schmitz


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