Kino immer anders


Sebastian Zöllner (Daniel Brühl) ist ein ambitionierter Journalist und hat die Biografie des berühmten und erblindeten Malers Manuel Kaminski (Jesper Christensen) schon beinahe fertiggeschrieben. Ihm fehlen nur noch persönliche Gespräche mit Kaminski selbst, um sein letztes Kapitel abzuschliessen. Sebastian fährt in die Schweizer Berge, wo sich der Maler und dessen Tochter zurückgezogen haben. Aber an die „Quelle schlechthin“ zu kommen stellt sich schwieriger heraus als erwartet. Sebastian darf nur mit der Tochter sprechen und abends sitzt er frustriert in seinem Hotelzimmer und versucht, die gesammelten Informationen aus Gesprächen mit Bekannten Kaminskis zusammenzufügen. In wirren Flashbacks kriegen wir Einblicke in Sebastians geleistete Vorarbeit und seine zu Grunde gehende Beziehung. Er weiss, dass nur der Maler selbst in diesem Durcheinander von Geschichten zu Klarheit verhelfen kann. Nach einigen holprigen Anläufen schafft es Sebastian endlich: Er und Kaminski in einem Wagen und ein langer Weg vor ihnen.

Nach Good Bye, Lenin! flimmert ein neuer Becker-Film über die Kinoleinwände! Philosophische Fragen, künstlerische Spielereien, komische und tragische Momente: Ich und Kaminski hat es in sich. Ein zynischer und trinkender Brühl, der verkrampft auf sein Ziel hinarbeitet, bringt den Zuschauer mit skurrilen und lustigen Situationen anfangs vor allem zum Lachen. Während der Odyssee in Kaminskis Vergangenheit verwandelt sich die Story in eine einfühlsame und zum Denken anregende Geschichte, bei der gegen Ende mindestens einmal schwer geschluckt wird. Montagesequenzen mit Hitchcock und Warhol, unbarmherzige Tagträume und Zöllners freche Voice-over Kommentare runden Beckers neues Werk ab. Mutig, witzig und rührend.

Victoria Gehriger


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