Kino immer anders


Giulio Andreotti – unerschütterlich verfolgt er den Weg der Macht trotz aller Morde, Intrigen und Skandale, die um ihn herum geschehen. Er ist der “divo”, einer der wichtigsten italienischen Politiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, und insbesondere eine zentrale Figur während der sogenannten Bleiernen Jahre in den 70ern – eine dunkle Periode der italienischen Politik, die durch terroristische Attacken und Morde an Politikern in Erinnerung geblieben ist. Die Filmbiographie spielt am Anfang der 90er Jahre, gleich vor dem Abgang von Andreotti und dem darauf folgenden politische Auftritt von Berlusconi.

Wenn es darauf ankommt, eine Show auf die Leinwand zu bringen, ist der Regisseur Sorrentino Experte: Er inszeniert nicht bloss eine Biographie, sondern das spektakuläre Leben von Giulio Andreotti und er schafft dies, ohne dabei den Rhythmus zu verlieren. Die Politsatire, die den ganzen Film begleitet, ist subtil und fällt nicht in die krass verleumderischen Schemen, die das Genre oft charakterisieren. Sie wirkt aber stark und gibt einen Einblick auf die kontroverse Figur des Machtmannes, der – manchmal – auch seine humane Seite zu zeigen vermag. Servillo, der schon mehrmals in Hauptrollen von Sorrentinos Filmen gespielt hat, stellt ausgezeichnet einen starren, undurchschaubaren, emotionslosen aber auch humorvollen und selbstironischen Andreotti dar.

Ein Nachteil könnte vielleicht sein, dass diejenigen, die den historisch-politischen Kontext nicht gut kennen, den Film nur zum Hälfte geniessen können. Der Film lohnt sich aber nur schon wegen dieser Hälfte.

Martina Viviani


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