Kino immer anders


Die neunjährige Cayetana wächst in den 80er Jahren als Einzelkind in einer wohlhabenden peruanischen Familie auf, die unter ständiger Bedrohung linksextremer Terroristen steht. Ihre schöne Mutter schliesst sich in ihrer Depression ein, ihr Vater vergisst sie am Sonntag zu besuchen und zum Stiefvater hat sie ebenso wenig einen Draht. Bleiben noch die dummen Kindermädchen, der trottelige Fahrer … und die peruanischen Nationalhelden. Sie begleiten Cayetana als Väter und Freunde durch ihren einsamen Püppchen-Alltag.

Als wäre ihr Leben nicht schon bemitleidenswert genug, naht das Drama: Cayetanas Mutter ist wieder schwanger. Plötzlich sieht das Mädchen die wenige Aufmerksamkeit, die ihre Mama ihr noch schenkt, in existentieller Gefahr. Die von Tod, Opfer und Märtyrertum der Helden faszinierte Cayetana ist überzeugt am Geburtstag ihres Bruders sterben zu müssen.

Mit Las Malas Intenciones (span. für „das schlechte Vorhaben“) ist Regisseurin Rosario Garcia-Montero das berührende Portrait eines im Wohlstand vereinsamten Kindes gelungen. Der Film zeigt eine Momentaufnahme des gespaltenen Perus der 1980er Jahre – in dem die demonstrierenden Kommunisten und die arrogante, eiskalte Oberschicht nicht ferner voneinander sein könnten. Die politischen Spannungen zwischen arm und reich, schwach und mächtig kommen im Film nie explizit, in Form von Gewaltausbrüchen zum Ausdruck, werden aber immer wieder angedeutet. Und wiederspiegeln sich in Cayetanas Grausamkeiten, mit denen sie verzweifelt versucht Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die geringe Entwicklung der Charaktere mag irritieren, macht aber im Kontext einer Lagebeobachtung durchaus Sinn und hinterlässt den Zuschauer mit einem sehr eindrücklichen und bildgewaltigen Drama.

Cécile Hauser


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