Kino immer anders


Kaum hat Colin (Romain Duris) endlich seine grosse Liebe gefunden, als sein Glück auch schon getrübt wird: Chloé (Audrey Tatou) wächst eine Seerose in der Lunge. Colins skurrile Versuche, die Krankheit seiner Frau zu heilen, bringen ihn schliesslich um sein ganzes Vermögen. Treuer Begleiter bis zum Ende ist Nicolas – gespielt von Omar Sy, dem Publikumsliebling aus Intouchables.

Der Regisseur Michel Gondry erzeugt mit der Filmadaption des Romans L’écume des jours eine fantastische Welt, die förmlich explodiert von unglaublichen Einfällen. Zentrum dieser Erfindungslust ist sowohl im Roman als auch im Film das Piano-Cocktail – ein Klavier, das je nach Musikstück diverse Cocktails mixt. Musik wird zu etwas Gegenständlichem, das man sich einverleiben kann. Darum herum jongliert Omar Sy als galanter Privatkoch mit witzigen Menü-Servier-Varianten, huscht eine kleine Menschen-Maus durch die Freuden und Leiden der Liebesgeschichte hindurch und nicht zuletzt verzaubert Audrey Tatou die sowieso schon märchenhafte Szenerie mit ihrem feenhaften Charme.

L’écume des jours ist definitiv ein Film zum sich Sattsehen, die Einfälle prasseln im Sekundentakt von der Leinwand. Eine ästhetisch sehr geschickte Entscheidung ist der weitgehende Verzicht auf Computereffekte. Die Zauberwelt wird mit ganz einfachen Mitteln wie Stopmotion, Projektionen, Kamerawinkeln und purer Kraft geleistet. Wenn Chloé und Colin auf einer Wolke durch die Stadt schweben, geschieht dies zum Beispiel real und an einem Kran aufgehängt. Dies erzeugt trotz Fantastik eine grosse Authentizität. Etwas schade ist, dass Romain Duris‘ Spiel nicht sehr glaubwürdig wirkt, sondern oft zu nerviger Übertriebenheit neigt. Aber die fantastische Welt erzeugt eine derartige Überwältigung, dem sich nur Menschen mit dürrem Herzen entziehen mögen.

Antonia Steger


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