Kino immer anders


Nach Dramen wie JE M’APPELLE ELISABETH oder C’EST LA VIE liefert Jean-Pierre Améris mit LES ÉMOTIFS ANONYMES nun eine genussvolle Komödie über extrem schüchterne Menschen, basierend auf einem autobiographischen Hintergrund.

Jean-René (Benoît Poelvoorde) besitzt eine kleine Schokoladenmanufaktur. Er leidet an einer pathologischen Schüchternheit gegenüber Frauen. Mit Frauen zu reden ist eine regelrechte Tortur für ihn. Er stellt Angélique (Isabelle Carré) als neue Verkäuferin ein, obwohl sie an derselben Krankheit leidet. Ein Gespräch mit Fremden kann bei ihr zur Ohnmacht führen. Somit liefert Angélique nicht gerade die idealen Voraussetzungen um Kunden anzuwerben. Angéliques und Jean-Renés gemeinsame Leidenschaft für Schokolade bringt die beiden einander dennoch näher. Allerdings gestaltet sich ihre Romanze aufgrund ihrer krankhaften Schüchternheiten alles andere als einfach.

Améris gelingt eine zuckersüsse Komödie über ein ernstes Thema, das die Zuschauer amüsiert und gleichzeitig zum Nachdenken anregt. Angéliques und Jean-Renés Handicap führt zu witzigen Szenen, ohne dabei zynisch zu wirken. Der Zuschauer leidet regelrecht mit den zerbrechlich anmutenden Benoît Poelvoorde (RIEN À DÉCLARER, COCO AVANT CHANEL) und Isabelle Carré (LE RÉFUGÉ, TELLEMENT PROCHES) mit. Améris hat seinen Film mit viel Gefühl und Poesie versetzt, zu vergleichen mit dem Genuss einer herzhaften Praline.

Crisitina Giudicetti


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