Kino immer anders


Eine Frau in einer von Männern dominierten Welt; eine Köchin aus der Provinz im Palast des französischen Präsidenten: Wie so viele Kinofilme – man denke nur an das ungleiche Paar in «Ziemlich beste Freunde» – lebt auch dieser von den grossen Gegensätzen, die auf der Leinwand mit aller Wucht aufeinander prallen. Und ebenso wie der erfolgreiche Frankreichexport über den querschnittsgelähmten Millionär und seinen vorbestraften Pfleger aus ärmsten Verhältnissen beruht «Die Köchin und der Präsident» auf einer wahren Geschichte.

Auf persönlichen Wunsch des ersten Mannes im französischen Staat wird Hortense Laborie mehr in den Élysee-Palast geordert denn gebeten. Sie soll als Privatköchin des Präsidenten dessen persönliche Speisekarte gestalten und muss sich, wie sie rasch merkt, über mehr als das perfekte Rinderfilet ummantelt mit Salzkruste Gedanken machen. So kühl der Empfang durch die etablierten Sterneköche, so energisch und unabhängig widmet sich Laborie ihrer einzigen Aufgabe: Jeden Tag aufs Neue dem Präsident das Mahl seines Lebens zuzubereiten. Erstaunlich gut gelingt es Regisseur Christian Vincent die Balance zwischen der kreativen Tätigkeiten des Blanchierens, Pochierens oder Gratinierens und den politischen Intrigen, die Laborie mehr und mehr das Leben schwer machen, zu wahren.

Weder hungrig noch mit zu ernstem Gemüt sollte dieser Film gesehen werden. Angesichts der Fülle an Delikatessen läuft selbst bei vollem Magen das Wasser im Mund zusammen und eine gesunde Prise an komödiantischen Szenen verweist auf das Genre dieses Lobgesangs auf die französische Küche: Ein unterhaltsamer Wohlfühlfilm, der die grosse Liebe zum Kochen und Speisen bis zum Schluss glorreich zelebriert.

Romila Storjohann


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