Ein subtiles Lächeln von Stacie (Ellen Page), ein verunsicherter Blick von Laurel (Julianne Moore) „and then the magic happened“. Als die junge Mechanikerin Stacie die Polizeibeamtin Laurel bei einem Volleyballspiel mit anderen lesbischen Frauen antrifft, ist eines klar: Ihrer gemeinsamen Zukunft mit Garten und Hund steht nichts mehr im Wege. Die beiden verlieben sich, kaufen ein Haus und lassen ihre Lebenspartnerschaft eintragen, da dies für homosexuelle Pärchen in New Jersey ab 2004 möglich war. Was bei romantischen Schnulzen jedoch das glückliche Ende wäre, ist bei «Freeheld» erst der Anfang, denn das Märchen hält nicht lange an. Laurel erfährt bald, dass ihre gelegentlichen Schmerzen einen bösen Verursacher haben: Lungenkrebs im Endstadium. Doch nicht nur der Krebs ist ein Hindernis für die Liebe der beiden dar, auch das Komitee der Freeholder von Ocean County stellt sich quer. Diese verwehren nämlich, dass Laurels Rentenansprüche auf Stacie übertragen werden. Und so fängt Laurel eigentlich ungewollt an, eine einflussreiche Rolle zu spielen. Der exzentrische Steven Goldstein (Steve Carell) stellt sicher, dass Laurel und Stacie genug mediale Aufmerksamkeit kriegen und von nun an im Rampenlicht stehen. Was den beiden gar nicht so recht ist. Denn sie wollen eigentlich nur ihre verbliebene Zeit zusammen geniessen. Das Paar realisiert jedoch, dass sie der Antrieb für einen Kampf um Akzeptanz und Gleichberechtigung sind und so versuchen sie, zusammen mit ihrem Umfeld, die Freeholders dazu zu bringen „das Richtige zu tun“.
Die wahre und gefühlvoll erzählte Geschichte ist keinesfalls eine Triste. Das Herzensprojekt von Ellen Page erweist sich als inspirierende Story, der es weder an authentischen Schauspielern, noch an Humor fehlt. Geschickt sind das Ringen um Leben und Tod und der Kampf für Gleichheit miteinander verflochten. Begleitet von Hans Zimmers Klängen, flimmern erstaunlich helle und positive Bilder über die Leinwand und lassen den Zuschauer mal lachen, mal mitleiden. «Freeheld» ist nicht nur sehenswert, er ist ein Must-See. Und zwar ganz einfach, weil er uns an etwas Wichtiges erinnert, was wir allzu oft vergessen: Nur weil wir selbst vielleicht keine Ungerechtigkeiten basierend auf Hautfarbe, sexuelle Präferenz oder Herkunft erleben, heisst das noch lange nicht, dass an anderen Orten der Welt niemand mehr für Gerechtigkeit kämpfen muss.
von Victoria Gehriger