Kino immer anders


Woody heisst der greise Protagonist unserer Geschichte, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Folkhelden Guthrie, dem Sprachrohr des gemeinen Mannes und gelobten Landes. Wobei dies gar nicht ganz so verkehrt wäre. Auch unser Woody träumt von Gerechtigkeit. Diese manifestiert sich bei ihm als Lotterieschein, ein billiges Werbeflugblatt, welches ihm endlich das grosse Geld verspricht. Geblendet von der Chance zur Flucht aus seinem Dasein als verbitterter Senior, Ehemann und Säufer, macht er sich auf den Weg nach Lincoln, Nebraska, wo die Moneten angeblich bereitliegen. Einzig sein jüngerer Sohn David zeigt sich ob der senilen Illusion von Woody barmherzig und folgt ihm als Begleiter.

Bald schon machen sie Halt im kargen und kläglichen Hawethorne, Woody’s Heimatstadt und Bleibe seiner Sippe und ehemaligen Freunde. Die Neuigkeit vom plötzlichen Reichtum verbreitet sich wie ein Lauffeuer und so wird ihm zur erhofften Gerechtigkeit der lang ersehnte Respekt und Ruhm der Gemeinschaft zuteil, aber ebenso auch Argwohn.

Nebraska erzählt vom kalten Amerika, das von leeren Versprechen und unerfüllten Hoffnungen zehrt. So gestaltet sich dieser Roadmovie weniger als erfüllende Suche nach sich selbst, sondern als Suche nach einer Existenzberechtigung. Die kauzige Interpretation von Bruce Dern als Woody macht zeitweilig das Fehlen von wirklichen Höhepunkten

Natalia Schmidt


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