Kino immer anders


Verpackung ist das Stichwort, das im Zentrum des Films steht. „Die Menge an Kunststoff, die wir seit Beginn des Plastikzeitalters produziert haben, reicht bereits aus, um unseren gesamten Erdball sechs Mal mit Plastikfolien einzupacken.“ Sagt der Regisseur Werner Boote. Plastik ist im Meer, in der Luft, in Flugzeugen, Autos, überall auf unseren Strassen, in den Supermärkten um die Lebensmittel herum und auch darin. Wir tragen Plastik, wir essen Plastik, wir trinken Plastik. Der Film zeigt wie Plastik in seinem Lebenszyklus sogar in unser Blut gelangt und welche unerwarteten und unerwünschten Folgen.

Das Wort Plastik kommt aus dem Griechischen und bedeutet modellierbar. Plastik kann jede beliebige Form annehmen und mit anderen Stoffen kombiniert werden. Dies trifft bis auf Ebene der Moleküle zu, was gefahren in sich bergen kann. Der Regisseur befragt die Institution, welche die Produktionsprozesse reglementieren könnte und sollte. Diese erklären sich dazu auch bereit, weist jedoch darauf hin, vor einer Reglementierung jede Variation testen zu müssen. Und bis dahin produziert die Chemieindustrie weiterhin 200 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr. Eine Industrie die ungefähr 800 Milliarden Euro jährlich umsetzt, sich also nicht so einfach Regeln diktieren lassen dürfte. Schliesslich spenden alternative Methoden, wie beispielsweise Bioplastik, Hoffnung. Man erfährt leider aber nur wenig darüber.

Diese Thema hätte sich für einen rhetorische und effektvolle Dokumentation anerboten. Der Regisseur fand aber glücklicherweise seinen eigenen Weg zwischen amerikanischer Skandaldokumentationen und dem europäischen Autorenfilm. Er erzählt in erster Linie seine Geschichte als Grosskind eines grossen Plastikproduzenten Deutschlands und beginnt dann seine Entdeckungsreise in der Plastik nicht nur Böse ist, sondern auch als unentbehrliches Mittel gezeigt wird. Das Wunder der neuen Ära ist gleichzeitig ihre Pest und der Autor engagiert sich aus persönlicher Verantwortung. Und wenn er auch gegenüber Plastik kritisch bleibt, so vermag er doch den Konflikt mit seinem Grossvater zu lösen.

Der Film bietet nicht zuletzt dank seinen gelungenen Computeranimationen die Chance, sich in unterhaltender Weise mit einem zentralen Problem unserer Wegwerfgesellschaft auseinanderzusetzen. Nach der Kino geht man mit anderen Augen durch den Alltag.

Perla Ciommi


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