Kino immer anders


Halbwegs zwischen einer Liebesgeschichte und einem Kriminalfilm: The Best Offer erzählt die Geschichte von Mr. Oldman (sehr gut: Geoffrey Rush). Elegant, exzentrisch und nicht mehr so jung, ist er ein unfehlbarer Kunstexperte und erfolgreicher Auktionator. Er hat jedoch auch eine Schwäche: Seine Schüchternheit gegenüber Frauen. Er hat sich in seinem Leben nie in eine Frau zu verlieben getraut und begnügt sich mit seiner wertvollen Sammlung von Frauenportraits, die er gierig versteckt. Eines Tages bekommt Oldman einen ungewöhnlichen Anruf. Am Telefon spricht eine junge Erbin, die ihn mit dem Verkauf der wertvollen Einrichtung ihrer Villa beauftragen will. Die Frau leidet an einer starken Form der Agoraphobie: Sie lebt seit Jahren eingeschlossen in der alten Villa und will niemanden sehen. Wunderlich, paranoid, unstabil – Claire Ibbsetson wird aber das verschlafene Interesse des älteren Mannes wecken.

Wenn anfänglich die Liebe einer jungen Frau für ein älteren, mürrischen Mann und dessen Liebe für eine psychotische Frau den Zuschauer überraschen, gerät die Geschichte bald etwas unoriginell. Es ist ein bisschen zu märchenhaft: Der Mann versucht die Schöne von ihrem Gefängnis zu befreien und sie lehrt ihn, was Liebe ist. Die Banalität dieser Liebesgeschichte wird aber glücklicherweise von einer plötzlichen Wende gerettet: Die Liebe macht Oldman blind und vielleicht hat er für das erste Mal in seinem Leben eine Fälschung nicht erkannt…

The Best Offer ist der neue Film des Italieners Giuseppe Tornatore, Regisseur vom berühmten Cinema Paradiso, der 1989 den Oscar als bester ausländischer Film gewonnen hat und als Meilenstein des italienischen Flimschaffens gilt. Nach diesem Erfolg haben Tornatores Filme, die sich durch eine besondere erzählerische Poetik auszeichnen, Höhe- und Tiefpunkte gekannt. The best offer zählt zwar nicht zu den Höhepunkten, er ist aber trotzdem empfehlenswert. Die mysteriöse Liebesgeschichte zwischen den beiden wird wie ein Thriller erzählt, durch die typischen Muster und Suspense des Film Noir. Der Takt wird vom beunruhigenden Soundtrack des Meisters Ennio Morricone gegeben, der schon oft Musik für Tornatore komponiert hat.

Martina Viviani


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