Kino immer anders


The Other Bank löst eine tiefe Unsicherheit aus über das, was wirklich im Leben zählt und wie weit man bereit ist, sein Ziel bis zum Ende zu verfolgen. Der Mensch wird in diesem Film in seiner scheusslichsten und zugleich menschlichsten Form dargestellt.

Der Film veranschaulicht anhand des schielenden 12-jährigen Tedo eindrücklich die Folgen von Krieg und Vertreibung in Kaukasien und die seelischen und sozialen Auswirkungen auf einen Jungen. Tedo lebt mit seiner Mutter Keto isoliert von anderen Menschen in einer Blechhütte am Stadtrand nahe den Klippen, an welche das aufgewühlte Meer donnert. Diese sowohl räumliche als auch menschliche Isolation wird immer wieder thematisiert und dient als Kontrast zu Tedos Existenzkampf um Identität und Familie. Als Tedo herausfindet, dass seine Mutter aus Not gezwungen ist, als Prostituierte zu arbeiten, beschliesst er, sich einer Bande von jugendlichen Kriminellen anzuschliessen, um die missliche Lage seiner Familie zu verbessern. Bald aber fühlt sich Tedo gezwungen, seinen verschollenen Vater im Kriegsgebiet zu suchen und – in seiner kindlichen Vorstellung – ihn mit seiner Mutter wieder zu vereinen. Eine Reise ins Ungewisse voller Gefahren und Gewalt führt ihn zurück in sein Bürgerkrieg versehrtes Heimatland, in dem Gerechtigkeit und Menschlichkeit verloren zu sein scheinen.

Es ist beeindruckend, wie es Georg Ovashvili und seiner Crew gelingt, Tedos kindliche Perspektive mit der grausamen Wirklichkeit des Krieges und der Willkürlichkeit der Erwachsenen miteinander zu vermischen.

Silvana Rohner


Weitere Filmkritiken