Kino immer anders


Die Ausgangslage ist denkbar simpel: Der Amerikaner Neil (Ben Affleck) verliebt sich in Paris in Marina (Olga Kurylenko), die darauf zusammen mit ihrer Tochter in die Vereinigten Staaten übersiedelt, um mit ihm zusammenzuleben. Nach und nach beginnt allerdings das Fundament ihrer Liebe zu bröckeln, wobei das Erscheinen einer Frau aus Neils Vergangenheit (Rachel McAdams) das Seine dazu beiträgt.

Der wahre Star von To the Wonder ist die entfesselte Kamera von Emmanuel Lubezki, die auf majestätische Art die endlos anmutenden Weiten von Amerikas Süden erfahrbar macht und durch ihr schwebendes Tänzeln um die Schauspieler herum sowohl Intimität als auch Distanz zwischen den Charakteren schafft.

Leider ist die visuelle Ebene das Einzige, was wirklich überzeugt. So setzt Malick, der den Film ohne festes Drehbuch verwirklichte, mehr noch als sonst auf die audiovisuellen Impressionen der improvisierten Szenen, opfert dafür aber Charakterzeichnung oder Narration. Auch die Off-Kommentare, ein typisches Stilmittel Malicks, vermitteln dabei nichts mehr als pathetisch vorgetragene Trivialitäten. To the Wonder fühlt sich so als Resultat hinter dem Schein der schönen Bilder arg substanzlos an.

Schliesslich parallelisiert Malick das Auseinanderleben von Neil und Marina mit der Gottessuche eines Pfarrers (Javier Bardem), der sich von seinem Herrn verlassen fühlt. Indem der Verlust der zwischenmenschlichen Liebe mit dem Verlust der göttlichen Liebe gleichgesetzt wird, versetzt der Regisseur To the Wonder mit einem irritierenden, allzu offensichtlichen christlichen Subtext, der sich über die Erweckungsklänge des Soundtracks hin zum Titel des Films selber fortsetzt. Was sich in Tree of Life so schon ankündigte, scheint sich zu bewahrheiten: Aus dem naturpoetischen Pantheismus früherer Werke Malicks ist ein ermüdendes filmisches Suchen und Anflehen von Christus geworden.

Aldo Zanelli


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