Kino immer anders


Saudi Arabien ahoi – die erste weibliche Regisseurin des Königreichs setzt einer komplexen Thematik ein menschliches Gesicht auf! Der Filmtitel Wadjda verrät den Namen der Protagonistin: ein lebensfrohes und eigenwilliges 10-jähriges Mädchen, das in einem Vorort der saudi-arabischen Hauptstadt Riad wohnt. Wadjda wünscht sich ein Fahrrad, damit sie mit dem Nachbarsjungen um die Wette fahren kann. Wo liegt das Problem? Sie lebt in einer absolutistischen Monarchie, die es Frauen verbietet, Fahrrad geschweige denn Auto zu fahren. Davon lässt sich Wadjda allerdings nicht einschüchtern. Sie verfolgt ihr Ziel unnachgiebig, verkauft „illegale“ Ware an der Schule und legt pfiffigen Geschäftssinn an den Tag, um Geld für ein Fahrrad zu sparen.

Die Regisseurin Haifaa Al Mansour zeigt in ihrem Erstlingsfilm ein feinsinniges Portrait über das Leben eines saudi-arabischen Mädchens und gewährt einen Einblick in ihre Kultur. Die realistische Inszenierung und bedachte Andeutungen veranschaulichen die gesellschaftlichen Fesseln der saudi-arabischen Frau. So tut sich ein stiller Protest gegen die strikte Kleidervorschriften kund, wenn die Kamera Sneakers, Jeans oder lackierte Zehennägel einfängt, die unter dem Abaya – dem traditionellen Übergewand – zum Vorschein kommen.

Der Film zeichnet sich durch authentische Schauspielleistung aus – allen voran Laiendarstellerin Waad Mohammed, die in ihrer Titelrolle glänzt. Eine einfache Geschichte mit ungezwungenen, emotionalen Momenten: ein Kleinod.

Lorenzo Berardelli


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