Kino immer anders


Helena – von Alfie verlassen, da dieser dem Alter aufgrund guter Gene bis zum Sanktnimmerleinstag vermeint trotzen zu können und sich auf der Suche nach seinem jungen Ich befindet – Helena trauert. Als einzige der Protagonisten scheint sie mit ihrem Leben wie es war, zufrieden gewesen zu sein. Denn auch die Beziehung ihrer Tochter Sally mit Roy ist in einer Krise: Sally schwärmt für ihren neuen Chef Greg und Roy – niedergeschlagen durch sein zunehmend offensichtlicher werdendes Scheitern als Schriftsteller – für das Mädchen von nebenan. Woody Allen erzählt die verschiedenen miteinander verflochtenen Geschichten mit Leichtigkeit und Lust. Die Mutter Helena lässt sich von einer Wahrsagerin bezirzen und terrorisiert Sally und Roy, die ohnedies genug Schwierigkeiten zu bewältigen haben, mit ihrem Wissen um die unausweichliche, für Roy düstere, für Helena selbst glückliche Zukunft. Nebenbei bemerkt scheint aller Zweifelhaftigkeit zum Trotz die Wahrsagerin ihren Job zu verstehen, da sie bis zum Schluss stets recht behält. Alfie heiratet in jugendlichem Wahn ein dümmliches, doch von Natur oder Arzt üppig ausgestattetes Callgirl, wird von diesem jedoch, nicht ganz unvorhersehbar, betrogen, was ihn selbst in eine Krise stürzt. Möglichkeiten für Situationskomik bieten sich genug, welche von Woody Allen auch charmant genutzt werden. Die drei, die sich nach einem erfüllenderen Leben sehnen, scheitern grandios, während Helena ihr Glück zum Schluss findet.

Ob es sich bei der Geschichte jedoch um eine Parabel handelt, die den Zuschauer dazu bringen sollte, sich fruchtbar Gedanken zu machen, bleibt unklar. Der Film weckt den Eindruck, Woody Allen wolle eine Geschichte erzählen, der eine sinnvolle Reflexion folgen sollte. Den Film als Parabel zu verstehen wird jedoch in Frage gestellt, angesichts des absurden Endes, in dem die verstörte Mutter als einzig vom Glück begünstigte dargestellt wird. Vielleicht spottet hier Woody Allen auch über einen solchen intellektuellen Anspruch an den Film. Dass sich diese Frage jedoch in dieser Weise stellt, sowie die meisterhafte Inszenierung und die sensible Zeichnung der Figuren machen den Film äusserst sehenswert.

Marco Meuli


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