Kino immer anders


Zero Dark Thirty ist einer der Filme, die im Vorfeld viel Kontroversen und Medienrummel auslösen, durchaus spannend zum Schauen sind, im Nachhinein jedoch kaum jemand je wieder davon spricht. Die Kontroversen zieht der Film vor allem aus der politischen Brisanz des Dargestellten. So wurde der Filmstart vorschoben, weil die Republikaner in ihm Wahlpropaganda für Barack Obama sahen und hochrangige Politiker und Geheimdienst-Leute monierten am Film einen laxen Umgang mit den Fakten.

Kathryn Bigelow, die mit The Hurt Locker als erste Frau überhaupt einen Oskar für die beste Regie erhielt, inszeniert die Jagd nach Osama Bin Laden in bester Hollywood-Manier. Allein Maya, einer unbarmherzigen FBI-Agentin, ist es zu verdanken, dass diese Jagd von einem Erfolg gekrönt wird, der durch alle Medien ging. Sie ist besessen von der symbolträchtigen Figur Bin Ladens und lässt sich weder durch «erweiterte Verhörmethoden» noch durch opportunistische Vorgesetzte oder zögerliche Politiker von Ihrer Überzeugung abbringen. Der Film bietet dabei weder psychologische Tiefe, noch eine politische Auseinandersetzung über Terrorismus und seine Auswirkungen auf die amerikanische Gesellschaft. Aber er ist spannend, nicht weil etwa der Ausgang offen wäre, sondern weil er geschickt die statischen Verhör- und Rechercheszenen mit Feldeinsätzen und so mancher Explosion anreichert. Was bleibt, ist ein Film, der anhand seines Kontextes den Umgang mit Terrorismus dokumentiert. Es ist denn auch die Stärke des Films, dass er zu polarisieren vermag, dass er sich nicht allzu genau an die Fakten hält und sich nicht vor moralisch fragwürdigen Folterszenen scheut.

Benno Meyer


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