Zucker ist ungesund, die Lebensmittelindustrie korrupt. Das ist die traurige Wahrheit, die im Kern von That Sugar Film steckt. Und es ist ein Problem, über das es sich lohnt, einen Film zu drehen.
Damon Gameau wagt sich an das Thema, wie es einst Morgan Spurlock in Super Size Me mit der Fast-Food-Industrie getan hat: im krassen Selbstversuch. 60 Tage lang will er jeden Tag 40 Teelöffel Zucker konsumieren, die durchschnittliche Menge an Zucker, die jeder Australier täglich isst. Erreichen will er das, ohne je einen Schokoriegel oder eine Flasche Cola anzurühren. Nur „gesunde“ Lebensmittel wie Fruchtsäfte oder Low-Fat-Joghurt stehen auf seinem Speiseplan, „versteckter“ Zucker also. So werden wir Zeuge davon, wie aus dem sportlichen, redseligen Witzbold ein Wrack mit miesen Leberwerten wird – ungemütlich. Während seinem Experiment besucht er verschiedene Opfer des übermässigen Zuckerkonsums und lässt Experten zu Wort kommen, die uns das süsse Gift näher bringen wollen.
Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Regisseur Gameau legt den Schwerpunkt klar auf Unterhaltung, nicht Aufklärung. Die Fakten rund um den Zucker werden uns anhand von vielen computeranimierten Graphiken und blinkenden Statistiken vermittelt. Zum Teil sehen diese Animationen toll aus. Doch sie lenken auch vom Inhalt der Zahlen ab, welcher in der Tat schockierend ist. Die spannendsten Szenen des Films sind diejenigen, in welchen Gameau einen Aborigines-Stamm besucht und berichtet, wie massiv der erhöhte Zuckerkonsum innert weniger Jahrzehnte diese Gemeinschaft krank gemacht hat. Leider sind solche überraschenden Sequenzen spärlich gesät. Stattdessen erklärt uns Hugh Jackman in einem eher peinlichen Gastauftritt, wie der Zucker in die westliche Zivilisation gelangt ist.
Irritierend ist auch, dass der Film ästhetisch sehr nahe an dem steht, wovor er selbst zu warnen versucht: einem Bonbon-bunten Werbefilm mit viel Spektakel und wenig Substanz. Natürlich darf eine Dokumentation auch unterhalten. Von That Sugar Film würde aber deutlich mehr hängenbleiben, wenn der Film mehr Vollkornbrot als Butterzopf wäre.
Claudio Fuchs