Anfang des 20. Jahrhunderts macht sich Col. Percival Fawcett auf in den Amazonas, um einerseits den Ruhm seines ehemals noblen Familiennamens wiederherzustellen, als auch seiner Familie einen höheren sozialen Stand zu ermöglichen. Doch schon bald wird aus einem einfachen Auftrag eine jahrelange Obsession.
In The Lost City of Z wird der Amazonas zum undurchschaubaren Hauptdarsteller in dem Piranhas, tödliche Infektionen und an dessen Ufern pfeilschiessende Ureinwohner lauern. Der Film erinnert stark an filmische Epen wie Apocalypse Now (1979) von Francis Ford Coppola, Aguirre: Der Zorn Gottes (1972) oder Fitzcarraldo (1982) von Werner Herzog. Da ist der von Wahn getriebene Held, der sich von der konventionellen und beengenden Gesellschaft abwendet, der mythische Fluss inmitten des Dschungels, der zum Erfolg und unweigerlichen Misserfolg der Mission beiträgt und schliesslich die Eingeborenen, die dem Wirken dieser „weissen Dämonen“ stoisch entgegenwirken.
Die Lebensgeschichte von Percy Fawcett wird in klassischer Kinomanier chronologisch erzählt, ohne grosse Überraschungen, was den Film an manchen Stellen langatmig erscheinen lässt. Mit viel Pathos und eher belanglos werden die Schrecken des ersten Weltkriegs auf dem Schlachtfeld gezeigt. Der Film El abrazo de la serpiente (2015) von Ciro Guerra bietet erzählerisch und filmisch einen viel experimentelleren Blickpunkt auf die koloniale Vergangenheit und spätere Expeditionslust des Amazonas.
Dank der Kameraarbeit von Darius Khondji wird der Film aber zu einem epischen Meisterwerk. Khondji ist bekannt für seine Arbeit an Amour (2012), Seven (1995) und Delicatessen (1991). Der Film wird auch von den schauspielerischen Leistungen von Charlie Hunman, Sienna Miller und Robert Pattinson getragen. Vor allem Sienna Miller, als einzige starke Frau im Film, vermag es dem Film auch einen kritischen Ton dem überaus Männer geprägten Film zu geben. Sie stellt gekonnt die Frage, weshalb sie trotz fortschrittlicher Ehe mit Fawcett, nicht die Expedition begleiten darf.
The Lost City of Z reisst den Zuschauer durch die Figur des Percy Fawcett in die mythische Welt der postkolonialen Entdecker mit. Bildlich und klanglich trommelt das Herz des Zuschauers als Percy zum dritten Mal in seinen geliebten Dschungel zurückkehrt und selbst zur mythischen Figur wird.
Silvana Rohner