Kino immer anders


Mit Au Poste! wird Quentin Dupieux seinem Ruf als «enfant terrible» des französischen Kinos gerecht, indem er das Genre der Absurdität gekonnt bedient und sich erneut als Meister des «nonsense» beweist. Die Handlung hält er bewusst einfach, um im Laufe des Films mit überraschenden Wendungen zu punkten.

Fugain (Grégoire Ludig) findet auf der Strasse vor seinem Wohnblock eine Leiche, worauf er die Polizei verständigt und prompt von Kommissar Buron (Benoît Poelvoorde) als Hauptverdächtiger auf dem Polizeirevier festgehalten und befragt wird. Während dem Verhör versucht Buron, Ordnung in die Ereignisse zu bringen, wodurch das eigentliche Chaos entsteht; Fugain soll erklären, wie er die Leiche gefunden hat. Dabei versucht Buron immer wieder, ihm mit Trickfragen ein Geständnis zu entlocken. Zudem gibt es eine Zeugin, Fugains voyeuristische Nachbarin, die ihn in der Mordnacht sieben Mal hinausgehen und hineinkommen sah. Die Erklärung dafür liefern Rückblenden, deren banaler Inhalt für die Mordaufklärung jedoch irrelevant ist. Nichtsdestotrotz, nehmen gerade diese Sequenzen, die von Fugain mit äusserster Genauigkeit aus dem Off kommentiert werden, reichlich Platz im Filmgeschehen ein, was die Idee des Absurden verstärkt. Schliesslich muss sich Fugain mit der Leiche des einäugigen Polizeiassistenten Philippe (Marc Fraize) abmühen, der sich durch ein Missgeschick selbst tötet. Mit dieser Situation ist er komplett überfordert, so dass Fugain im Verlauf des Verhörs vermehrt abdriftet; in seiner Vorstellung vermischen sich nun Wirklichkeit, Phantasie sowie Zeitdimensionen. So wirken die Ereignisse im Film immer bizarrer, während sie nicht wirklich Sinn für die Handlung ergeben, aber dennoch amüsant sind.

Das Setting beschränkt sich überwiegend auf Burons Büro, das mit seinen Betonwänden und der in Beige- und Grautönen gehaltenen Einrichtung an eine Art Bunker in den 70ern erinnert. Die mit Neonlichtern bestückte Decke dient als Lichtquelle und lässt den Schauplatz künstlich wirken, was wiederum die surreale Welt im Film untermalt.

Zudem überzeugt Au Poste! mit seinen Hauptdarstellern (Ludig und Poelvoorde), die brillieren können, indem sie ihren Charakteren eine Prise Irrsinn einhauchen. Ludig spielt seinen Part vorwiegend mit einem Pokerface, was die Geschehnisse umso skurriler wirken lässt. Poelvoordes Kommissar Buron scheint sich mehr um seine schriftstellerischen Fertigkeiten zu bemühen, als den Mordfall aufklären zu wollen. Hinzu kommt sein etwas debiler, einäugiger Assistent Philippe, dessen kaputtes Auge auf der Leinwand amateurhaft kaschiert wirkt, was der Figur zusätzliche Komik verleiht. Kurzum; die Charaktere in Au Poste! sind ebenso abgedreht wie die Filmwelt, die sie umgibt.

Filmliebende, die das Absurde, Bizarre und Fantastische mögen, sich gerne überraschen lassen und die Originalität im Film suchen, werden Au Poste! lieben (und den Abspann abwarten!). Wer jedoch eine lineare Handlung sowie Logik erwartet, wird masslos enttäuscht werden. In Au Poste! ergibt wirklich nichts einen Sinn; das Unsinnige ist allgegenwärtig und erstreckt sich über den ganzen Film. Als ZuseherIn muss man sich auf die verdrehte Welt von Dupieux einlassen, ansonsten ist Langeweile vorprogrammiert.

Catherine Szeitner


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