Abgefahren: Ein hundsnormaler Pneu erweckt zum Leben und beginnt eine irrwitzige Mordfahrt in der kalifornischen Wüste. Mit psychokinetischen Kräften lässt er alles explodieren, was ihm in den Weg kommt: Flaschen, Tiere,… und Menschen. Dabei verguckt sich der Pneu in eine bezaubernde, junge Frau, worauf eine bizarre Verfolgung beginnt. Wird er sie erwischen?
Diese ganze Szenerie verfolgen einige Zuschauer, die sich unter der sengenden Sonne versammelt haben und mit monstergrossen Feldstechern die Pneu-Mordserie verfolgen. In sicherer Entfernung verbünden sie sich als Gruppe von Schaulustigen, ähnlich den Spannern rund um eine Unfallstelle. Doch angesichts der makabren Geschehnisse merken sie nicht, dass mit ihnen selbst ein Spiel gespielt wird – und sie merken nicht, wann aus dem Spiel Ernst wird.
Viel Sinn suchen soll man hier nicht. Der Film betitelt sich selbst als eine Hommage an „No Reason“, angeblich ein grosser Teil der besten Filme. Eine solche Aussage gleich zu Beginn führt praktisch zu einer fristlosen Entlassung des Zuschauers. Denn ohne die aktive Denkbeteiligung, ohne ein waches Auge haben zu sollen, ist Zuschauen nicht halb so schön. So zieht sich der (ohnehin schon nur 85 min dauernde) Film stellenweise unangenehm in die Länge. Schliesslich kann aus einem Strassenpneu nicht sehr viel Menschliches herausgefilmt werden, auch wenn dies teilweise versucht wurde. Ein wenig Schauspieltalent hätte dem gummigen Mörder gut getan…
Der Film widerspricht sich leider im wichtigsten Punkt: Gerade weil explizit kein Sinn gefunden werden soll, wird einem eine ansehnliche Menge davon auf die Nase gedrückt. Der Zuschauer im Kino beobachtet die Zuschauer in der Wüste und die Verbindung ist relativ schnell hergestellt. Die Stellen mit den lächerlichen, schwitzenden Zuschauern mitten in der Wüste sind teilweise auch als lustige Persiflagen auf ein gieriges, sensationslüsternes Publikum gelungen – konsumorientiert, blind, phantasielos lassen sie mit sich spielen, ahnungslos steuern sie auf ihre Zerstörung zu. Wem die Metaebene im Kunstwerk eine neue Idee ist, wird sich daran freuen.
Ein Pluspunkt ist die eigenartige Mischung aus Thriller und Komödie, wobei jedes Genre ernst genommen wird. So blitzen neben den grusligen Morden immer wieder komische Szenen auf, so zum Beispiel wenn der Sheriff seinen Polizisten zu erklären versucht, dass alles nur Fiktion ist und diese ihm trotz bahnbrechenden Beweisen schlichtweg nicht glauben wollen.
Alles in allem ein Film, über den es sehr viele Meinungen geben wird. Im Mindesten hat Dupieux Anerkennung für seine fast schon blöd-mutige Idee verdient.
Antonia Steger