Kino immer anders


Alles beginnt so plötzlich mit einer Scheidung. Die Kosten, womit Giulio seit der Trennung von Elena konfrontiert ist, führen bald dazu, dass am Ende des Geldes noch zu viel Monat übrig ist. Unterhalt an die Ex-Frau und an die Kinder, eine neue Wohnung für sich selbst – der Ruin ist nicht mehr weit entfernt.

Anonyme Strassen, Wohnhäuser, Aussenbezirke: Das Schicksal von Giulio findet zwar in Rom statt, könnte aber in irgendeiner europäischen Stadt spielen. So ist seine Tragödie auch eine alltägliche Realität in Westeuropa, die viele equilibristi betrifft. Mit diesem italienischen Wort, übersetzt mit „Seiltänzern“, werden Personen ohne sicheren Job oder mit tiefem Einkommen bezeichnet. Auf unsicherem Boden tanzend können sie sich kaum über Wasser halten.

De Matteo gelingt es in diesen Film meisterhaft, die italienische working class der Zeit der Wirtschaftskrise, und insbesondere die schlechter Gestellten, mit viel Realismus und Nähe zu zeigen. Dies unterstützt auch die ausgezeichnete Darstellung des Protagonisten, gespielt von Valerio Mastandrea: das Porträt des abgewirtschafteten Mannes ist so realitätsnah und seine physische Metamorphose während dieses freien Falles so natürlich, dass man nicht vermeiden kann, sich in ihn hineinzuversetzen. Drama und Kömodie wechseln sich ungezwungen ab, wie sie es im Alltagsleben tun. Gli Equilibristi ist einer der neueren italienischen Filme, den man nicht verpassen darf.

Martina Viviani


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