Landschaft ist im Film oft mehr als nur Kulisse. In diesem Zyklus zeigen wir Filme, in denen das Setting in den Vordergrund rückt, durch seine Einzigartigkeit und Bildgewalt den Plot und Charaktere in den Hintergrund stellt und manchmal sogar, wie dies im Paradebeispiel «Antichrist» geschieht, selbst charakterhafte Züge annimmt.
Landschaft kann einerseits klassisch eine Flucht in die Natur bedeuten: «Sightseers» ist ein schwarzhumoriger Ausflug zu den Touristenattraktionen Englands, «Encounters at the End of the World» besucht Aussteiger im hintersten Winkel der Welt, der Antarktis. Andererseits kann die räumliche Umgebung, ob nun pures Natur- oder Stadtsetting, auch einen bedrohlichen oder übernatürlichen Einfluss auf die Charaktere ausüben: In «Die Frau in den Dünen» scheint der Sand der grösste Gegenspieler der Protagonisten zu sein und mit der verseuchten Sperrzone in «Stalker» nimmt Andrei Tarkovsky Tschernobyl vorweg. Während diese Sperrzone oder etwa die Wildnis in «Deliverance» die Protagonisten an die Grenzen ihrer physischen und psychischen Existenz zu drängen vermag, erweist sich eine illusionäre Vorstadtidylle in «The Swimmer» für Ned Merrill im Gegensatz dazu vorerst als Rückzugsort.
Wir alle sind Teil einer Landschaft, die uns prägt, uns ein Zuhause, einen Spielraum für unser Leben bietet und dieses formt. Wie wir mit ihr umgehen, ob wir Urwälder abholzen oder uns in sie zurückziehen – die Filmstelle zeigt dieses Frühjahr filmische Beziehungen zu dem, was auch immer es ist, das uns umgibt. Exemplarisch in «Dersu Uzala», taucht dieses Augenmerk im ganzen Zyklus in unterschiedlichen Formen auf.
Den Schluss dieser filmischen Reise bildet mit «Der Geschmack der Kirsche» ein philosophischer Ansatz, der seinen symbolischen Ausdruck in der braunen Erde der verlassenen Hügeln ausserhalb von Teheran Ausdruck findet: Was ist der Mensch? Schlussendlich nur ein winzig kleiner Teil von einem Ganzen, zu dem wir dadurch, dass wir am Ende mit Erde bedeckt werden, zurückkehren, um wieder eins mit ihm zu werden.
Marc Frei, Programmationsleitung
24.02.15 - 19:00 Uhr
Sergio Leone, IT/E/BRD/SA 1966
161 min, 35 mm, Italienisch/d
03.03.15 - 20:00 Uhr
Hiroshi Teshigahara, Japan 1964
123 min, 35mm, Japanisch/e
10.03.15 - 20:00 Uhr
Ben Wheatley, GB 2012
88 min, DCP, Englisch/df
17.03.15 - 20:00 Uhr
Andrei Tarkovsky, SU 1979
163 min, DCP, Russisch/d
24.03.15 - 20:00 Uhr
Werner Herzog, USA 2007
99 min, DCP, Englisch, Spanisch/d
31.03.15 - 20:00 Uhr
Akira Kurosawa, SU/JP 1975
144 min, 35mm, Russisch, Chinesisch/d
14.04.15 - 20:00 Uhr
Lars von Trier, DK/D/F/SW/I/PL 2009
108 min, 35mm, Englisch/df
21.04.15 - 20:00 Uhr
Abbas Kiarostami, IR/F 1997
95 min, BR, Persisch/d
28.04.15 - 20:00 Uhr
John Boorman, USA 1972
110 min, 35mm, Englisch/df
05.05.15 - 20:00 Uhr
Kim Ki-duk, RK 2000
90 min, DVD, Koreanisch/e
19.05.15 - 20:00 Uhr
Frank Perry, USA 1968 Jahr
95 min, 35mm, Englisch/df