Kino immer anders


Kein grandioser Schlusstag für dieses ehemals beliebte Kino in Taipeh. Stattdessen versammelten sich an einem düsterer und nasser Abend und ein dünnes Publikum zur Vorführung eines Kampfkunstklassikers, King Hus Dragon Inn aus dem Jahr 1966. Die letzten 90 Minuten, die letzten Zuschauer, die letzten Begegnungen im Dunkeln. Unter denen, die vor dem Regensturm Zuflucht suchen, hofft ein Mann auf die Gesellschaft eines Fremden, während einige der Schauspieler in „Dragon Inn“ nur mit ihrer Nostalgie dasitzen. Währenddessen wandert die behinderte Ticketfrau durch das Theater, führt uns durch jeden Zentimeter des Saals und sucht nach dem Filmvorführer, der ihm ein Dampfbrötchen gibt.
„Goodbye, Dragon Inn“ ist der stille Abschluss einer Ära, eines dieser unsichtbaren Enden, die im Alltäglichen, im Alles und im Überall verschwinden. Doch das langsame, kontemplative Tempo und die akribischen Rahmen transzendieren das Alltägliche in eine geheimnisvolle und fesselnde Elegie. Auch wenn die Uraufführung schon zwanzig Jahre her ist, ist dieser eindringliche Abschied nach der stillen Agonie der Kinos während der Pandemie heute schärfer denn je. Zum Glück scheint für den 7. Teil kein Endtermin in Sicht zu sein.

Elsa Dupuis-Bouguer


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