Kino immer anders


Herr Badii hat das meiste bereits vorbereitet. Die Stelle ist gewählt, das Loch gegraben. Badii hat sich entschieden, dass sein Leben ein Ende finden soll, in jenem Grab neben einem Kirschbaum im hügeligen Umland Teherans. Etwas fehlt allerdings noch: Jemand, der ihn begräbt, nachdem die Tat vollendet ist. So finden wir Badii an einem sonnigen Tag über die holprigen Strassen von Teheran fahren, auf der Suche nach einer willigen Person. Im Dialog mit Menschen führt Badiis Fahrt tief in die iranische Gesellschaft, in der sich die vielen Facetten des menschlichen Daseins widerspiegeln.
Der iranische Meister Abbas Kiarostami gilt für immer als einer der grössten Poeten des Kinos. Wie viele Werke Kiarostamis ist Taste of Cherry von Minimalismus geprägt, sowohl erzählerisch als auch ästhetisch. Mit nur einer Kamera und wenigen Darstellern liefert Kiarostami auf elegante und dem Publikum gegenüber respektvolle Weise eine tiefgreifende Meditation über Sterblichkeit, Hoffnung, Religion, und das Leben an sich. Mittels geschicktem Schuss-Gegenschuss-Verfahren lässt er den Zuschauer an den Gesprächen teilhaben. Gekrönt wird der Film mit einer unvergesslichen Schlusspointe, welche in die Filmgeschichte einging.

Adrian Molière


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