Kino immer anders


Um die vom Untergang bedrohte Dynastie zu retten, wird die junge preussische Prinzessin Sophia Frederica nach Russland gebracht, um dort Grossherzog Peter zu ehelichen und ihm einen männlichen Thronfolger zu schenken. Bald werden ihre einstigen naiven romantischen Vorstellungen zerschlagen, als sie dem Zukünftigen gegenübersteht: ein zurückgebliebener, herrschsüchtiger Mann – ein offensichtliches Produkt Jahrhunderte andauernden Inzests. Die Ehe wird trotz gegenseitiger Abscheu geschlossen. Katharina, nun umbenannt, beginnt daraufhin, die neue Situation anzunehmen und die Machtverhältnisse am Hof zu kippen. Dabei macht sie sich ihre Sinnlichkeit und Verführungskunst zu Nutze…

Ausschweifung und Dekadenz, entrückt von Volk und fern jeglichen Anstands. Untermalt durch expressionistisches Dekor und grotesken Figuren des Elends. Josef von Sternberg entwirft mit The Scarlet Empress wohl das düsterste Bild eines Zarenreichs – ähnlich einem Gemälde von Hieronymus Bosch. Marlene Dietrich als Katharina – später die Grosse, Kaiserin von Russland – durchschreitet lichterfüllt diese apokalyptische Albtraumwelt am kaiserlichen Hof. Wie von einem Schild aus juwelenbesetzen Kleidern aus Nerz und Seide beschützt – mit der Aura einer Heiligen und Verführerin zugleich.

Alexander Streb


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