Ein Reh schaut unschuldig zum Fenster herein, doch der weihnachtliche Schein trügt: Der Patriarch Marcel ist tot. Mit einem Messer im Rücken liegt er im Arbeitszimmer seines traumhaft schönen französischen Herrenhauses. Das Auto ist demoliert, das Telefonkabel gekappt, das Gartentor verschlossen und die bourgeoise Villa im Schneesturm isoliert. Was passiert also, wenn 8 Frauen in den 1950er Jahren plötzlich von der Aussenwelt abgeschnitten sind? Es wird Cluedo gespielt und Agatha Cristie könnte jeden Moment um die Ecke kommen: alle sind verdächtig, alle haben ein Motiv und eine unter ihnen muss die Mörderin sein.
Ein melodramatisches Kammerspiel beginnt und das instabil gewordene Kartenhaus verbirgt hinter jeder Türe den nächsten Catfight mit scharfen Dialogen und Chanson-Einlagen . Letztendlich liefert François Ozon einen postmodernen Kommentar zu Genre-Konventionen in Technicolor-Optik: Campy lesbian Comedy und bizarrer Krimi trifft auf trashige Musical-Imitation, die ausschliesslich den Frauen die Stage-Time überlässt. So spielen drei Generationen französischer Filmdiven satirisch mit ihren stereotypen Star-Allüren. Eine ironische Farce, die vor dem Hintergrund eines fabelhaften Interieurs durchweg eine vergangene Hollywood-Ära parodiert und sich selbst nicht ganz ernst nimmt.
Simone Winkler