Kino immer anders


25. November 1970. Der homosexuelle japanische Autor und Nationalist Yukio Mishima dringt mit vier Mitgliedern seiner paramilitärischen Bewegung in eine Kaserne im Zentrum Tokyos ein und verlangt die Wiedereinsetzung des Kaisers. Seine Romane handeln von Schönheit, Obsession, Sexualität, Masochismus und Todessucht. Von einem Mönch, der wegen der unerträglichen Schönheit des Goldenen Pavillons zu Kyoto das Bauwerk niederbrennt. Von Liebenden, die einander sinnlich zerschneiden oder von einem Homosexuellen, der seine Gesinnung im Verborgenen ausleben muss. Oder von Putschisten, die sich Anfang der 1930er Jahre für den Kaiser opfern wollen. Mishima verwob sein Leben in seine Romane – und wollte es wie seine Romane beenden.

 

Paul Schraders ungewöhnliches Biopic greift besonnen und präzise die Gegensätze im Leben und Werk des kontroversen Autors auf. Dabei werden unterschiedliche Handelsstränge stilistisch kontrastiert: Rückblenden in die Kindheit Mishimas in Schwarzweiss, Romansequenzen bühnenhaft und in starken Primärfarben und der Ablauf seines Putschversuches in gedämpften Farbtönen. Die Kombination aus Filmmusik von Philip Glass, einer prächtigen Inszenierung von Eiko Ishioka, und dem von Schrader sorgfältig recherchierten Drehbuch ergibt ein Künstlerportrait von einzigartiger Intensität.

Michael Schmutzer


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