Kino immer anders


Die grosse Theaterschauspielerin Myrtle Gordon wird in einem neuen Bühnenstück für die Rolle einer Frau besetzt, die am Älter werden verzweifelt. Selbst noch nicht im Alter der Figur findet sie keinen richtigen Zugang; sie hadert mit sich. Trinkt. Terrorisiert ihr Umfeld und trinkt mehr. Vor der anstehenden grossen New Yorker Premiere tingelt die Produktion durch die Provinz, um das Stück zu proben und vor Publikum zu testen. Nach einer Vorstellung sieht sie mit an, wie eine junge 17-jährige Autogrammjägerin tödlich bei einem Autounfall verunglückt. Sie beginnt von der jungen Frau zu halluzinieren und projiziert ihre eigene Jugend auf das Bild der Toten. Der Beginn ihrer Sinnkrise. Ein freier Fall in den Wahnsinn…

 

John Cassavetes gilt als einer der wichtigsten Wegbereiter des amerikanischen Independent-Films der 1960er – der Emanzipation des jungen amerikanischen Kinos gegenüber dem klassischen Studiosystems. Auf dem Höhepunkt seines Schaffens gewährt Opening Night einen faszinierenden Blick in die alles verzehrende Kunst des Schauspiels. Die irritierend intime Kamera treibt zwischen On- und Offstage; von den internen Konfikten und Mechanismen einer Theaterproduktion bis zum Wahnsinn einer von sich selbst entfremdeten Schauspielerin: brillant verkörpert von der fantastischen Gena Rowlands.

Alexander Streb


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