Aufgrund der momentanen weltpolitischen Lage, gibt es zu diesem Film eine längere Einführung.
Die russische Revolution von 1917 führte zwar zum Ende des Zarismus, aber auch zu verschiedenen Strömungen, die in der Frage des Übergangs und der zukünftigen Führung zerstritten waren. Halb dokumentarisch beschrieben, halb inszeniert werden die Ereignisse vom Februar bis Oktober gezeigt, kulminierend im Sturm auf den Winterpalast des einstigen Zaren und Sitz der provisorischen Regierung. Ein Symbol für Prunk und realitätsverweigernde Aristokratie gegenüber dem Rückhalt der Bolschewisten im eigentlichen Bauernstaat.
Zehn Jahre nach den Ereignissen von 1917, der Machtübernahme der Bolschewiki in Petrograd (St. Petersburg), erschuf Eisenstein mit October einen Propagandafilm, der die sogenannte Oktoberrevolution und somit den Gründungsmythos der Sowjetunion festigen würde. Eisenstein: Begründer des assoziativen Montagekinos, Visionär und Schöpfer von Battleship Potemkin, einer der wichtigsten Meilensteine der Filmgeschichte. Als Filmtheoretiker galt er bereits zu Lebzeiten als Vordenker und prägend für die Akzeptanz des Films als eigenständige Kunstform.
Mit viel Pathos, aber auch Rhythmus und hoher Kunstfertigkeit inszeniert, ist October nicht nur wertvolles Zeitdokument der Mystifizierung des Angriffes auf das Palais von 1917, sondern in erster Linie ein Beleg für das Genie Eisensteins.
Alexander Streb