Auf der Reise zu ihrem Vater – ein Gouverneur, der für seine idealistischen Werte verbannt wurde – werden die beiden Geschwister Zushio und Anju mit Gewalt von ihrer Mutter getrennt und in die Sklaverei verkauft. Als Eigentum des brutalen und gnadenlosen Sansho ist ihre einzige Hoffnung das Sklavenlied, das die Mutter über sie verbreitet. Durch seine langen Einstellungen, die das Publikum einladen, über die tragische Fabel zu reflektieren, verewigte sich Mizoguchi mit diesem Film in der Geschichte des Kinos.
Sansho the Bailiff ist eine emotional mitreissende Darstellung des buddhistischen Konzepts von Vergänglichkeit, hier dargestellt durch extreme soziale Aufstiege und Niedergänge. In einer Welt, in der eine Priesterin Hilfesuchende in die Sklaverei lockt, die Frau eines Gouverneurs zur Prostituierten verkommt und Kinder als blosse Arbeitskräfte gelten, verliert man leicht den Glauben an die Menschheit. Doch Mizoguchi lehrt uns, wie Ideale trotz menschlicher Grausamkeit soziales Elend überwinden und das Böse besiegen können. Ein Film, dessen ergreifende Wucht sich nicht in Worte fassen lässt.
Emilie Rolland-Piegue