Kino immer anders


Totò und sein Sohn Ninetto machen sich auf eine Reise in die arme Umgebung von Rom. Unterwegs treffen die beiden einen sprechenden Raben. Sie unterhalten sich über Leben und Tod und der Rabe, ein launischer und besserwisserischer Gast, gibt ihnen eine Moral, die der rationalen Philosophie eines marxistischen Intellektuellen entspricht.
Uccellacci e Uccellini von Pier Paolo Pasolini – eine poetische Operette in der Sprache der Prosa von anregender Originalität – schlägt in kurzen Fabeln und poetischen Anekdoten eine Reflexion über die Probleme der 1960er Jahre vor: die Krise des Marxismus, das Schicksal des Proletariats und die Rolle des Intellektuellen. Mit seinen evangelisch-franziskanischen Abschweifungen ist es auch eine humorvolle Apologetik, die die Demut und Dichte eines Meisterwerks hat.
Eine Art surrealistisches Märchen, voller Bitterkeit gegenüber einer zu Ende gehenden Epoche (die Beerdigung des bedeutenden italienischen Kommunisten Togliatti ist emblematisch). Man könnte alles als «Gleichnis der Unterschicht» bezeichnen, da es die Distanz zwischen den Klassen und das Verhältnis zwischen Intellektuellen und Volk verkörpert. Aber letztendlich ist Uccellaci e Uccellini ein poetischer Film zum Geniessen und nicht zum Erklären, was schon der wunderbare Vorspann verspricht.

Federico Schembri


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