Kino immer anders


Wir alle kennen die Geschichte. Die kleine Alice folgt einem weissen Hasen und landet dabei an einem Ort, wo man mit einem verrückten Hutmacher Tee trinkt und die Königin eine Vorliebe für rollende Köpfe hat. Aber nicht allen von uns ist Jan Švankmajers weniger märchenhafte, dafür umso surrealere Version dieses Tagtraums in Stop-Motion-Technik bekannt. Dabei konzentriert sich die Kamera immer wieder auf Alices Mund und macht sie so zur Erzählerin ihrer eigenen Geschichte und zur Stimme aller Bewohner dieses verdrehten Ortes. Der Regisseur erweckt somit das Wunderland vor allem über die Tonspur zum Leben.

Auf musikalische Untermalung wird verzichtet und der rohe, unheimliche Ton rückt in den Vordergrund. Der weisse Hase ist nicht mehr niedlich und flauschig, sondern ausgestopft und in einer Vitrine festgenagelt. Die fast schon greifbare und klaustrophobische akustische Ebene verleiht seinem Ausbruch diese dunkle, verstörende Note, die Švankmajers Version von Alice im Wunderland so einzigartig macht. Tagträumen kann so unheimlich laut sein …

Alicia Schümperli


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